Als ProSiebenSat.1 seinen SvoD-Anbieter Maxdome startete, schickte Netflix in den USA noch DVDs durchs Land. Fast genau zehn Jahre sind seither vergangen – doch in der öffentlichen Wahrnehmung hat sich einiges getan. Längst schon sind es Netflix und Amazon, die mit ihren Streaming-Angeboten vor allem dank gefeierter Serien wie "House of Cards" oder "Transparent" die Schlagzeilen beherrschen, während Maxdome zumindest gefühlt ins Hintertreffen geraten ist. Dennoch zeigten sich die beiden Geschäftsführer Marvin Lange und Filmon Zerai am Dienstagabend zufrieden, als sie in München zuerst vor Journalisten und später auf der Geburtstagssause im Filmcasino vor die Partygäste traten.
Maxdome-Party im Münchner Filmcasino
Maxdome sei "einer von drei Marktführern", ließen die beiden wissen – freilich ohne genaue Nutzerzahlen zu nennen. Doch von den geschätzten mehr als vier Millionen SvoD-Kunden in Deutschland entfallen nach Ansicht von ProSiebenSat.1 90 Prozent auf die drei großen Anbieter, von denen jeder in etwa den gleichen Anteil am Kuchen haben soll. "Da liegen keine Welten dazwischen", sagte Digital-Vorstand Christian Wegner. Ob das wirklich der Fall ist, lässt sich schwer sagen, doch bei Maxdome ist man der Konkurrenz aus Übersee durchaus dankbar. Mit ihren großen Werbeetats hätten sie in den vergangenen eineinhalb Jahren die Aufmerksamkeit auf Streamingdienste gelenkt, wovon auch Maxdome profitierte.
Daran, alleiniger Marktführer zu sein, denkt man in Unterföhring aktuell aber kaum. "Natürlich wollen wir gerne die Nummer 1 sein – aber nicht unrational", betonte Digital-Vorstand Christian Wegner. Das Primäranliegen sei es, ein profitables Geschäft zu betreiben – das ist aber zumindest aktuell wohl noch nicht ganz der Fall. Man sieht sich diesbezüglich aber auf einem guten Weg. Was Maxdome gerade im Vergleich zu Netflix und Amazon aktuell fehlt, sind Eigenproduktionen, die den Anbieter unverwechselbar machen. Weil eigenproduzierte Serien von ProSieben oder Sat.1 weiter auf sich warten lassen, will Maxdome daher nun selbst aktiv werden.
Details nannten die Geschäftsführer in München zwar noch nicht, aber wohl schon in einigen Wochen oder Monaten könnte es diesbezüglich eine Ankündigung geben. Bis dahin wird erst mal auf das bestehende Angebot verwiesen, das mit 50.000 Filmen und Serien-Folgen zwar üppig, aber eben auch ziemlich unübersichtlich geworden ist. Aus diesem Grund wurde anlässlich der Geburtstags nichts weniger als ein "neues Maxdome" angekündigt, das streng genommen zwar keine neuen Inhalte bietet, dafür aber einen neuen Ansatz in der Aufbereitung der Inhalte.
"Die besten Rezensionen schreibt immer noch der Mensch."
Filmon Zerai, Geschäftsführer Maxdome
Weil über die Hälfte der Nutzer vom Angebot sprichwörtlich erschlagen sind, soll eine Redaktion unter der Leitung des früheren "TV Digital"-Mannes Thomas Weiß Ordnung schaffen. Die Aufgabe des zunächst siebenköpfigen Teams ist es, Inhalte zu kuratieren, also persönliche Empfehlungen zu liefern. Erweitert wird die Mannschaft um verschiedene Promis wie Collien Ulmen-Fernandes, Jochen Bendel oder Christine Theiss, die ihre persönlichen Film- und Serientipps geben. "Die besten Rezensionen schreibt immer noch der Mensch", so Filmon Zerai über den durchaus ungewöhnlichen Schritt, der die bisherigen Empfehlungen via Algorithmus jedoch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll.
Nachlegen will Maxdome derweil auch bei den technischen Plattformen, auf denen der Dienst verfügbar ist. Obwohl es sich streng genommen um Konkurrenten handelt, wird Maxdome von diesem Donnerstag an auch auf der Fire-TV-Box und dem Stick von Amazon vertreten sein, wodurch sich ProSiebenSat.1 weitere Kunden verspricht. Durch den exklusiven Deal mit Unitymedia, dem im Sommer eine bereits beschlossene Zusammenarbeit mit TeleColumbus folgen wird, erhofft sich ProSiebenSat.1 zudem weitere Zuwachsraten.
Und ein Ende ist nach Auffassung der Verantwortlichen noch nicht in Sicht: So erhofft sich Maxdome ab Mai von einer Partnerschaft mit Rossmann neuen Schwung und schon jetzt arbeite man an weiteren "bahnbrechenden Deals", heißt es vollmundig. Das klingt zum jetzigen Zeitpunkt noch reichlich ominös und wird in einigen Monaten auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen sein. Digital-Vorstand Christian Wegner sieht jedenfalls noch viel Luft nach oben: "Das wahre Wachstum", sagt er, "kommt erst noch."