Jan Böhmermann wird in dieser Woche nicht nur darauf verzichten, das "Neo Magazin Royale" zu präsentieren, sondern auch seine Radiosendung "Sanft & Sorgfältig" ausfallen lassen, die er gemeinsam mit Olli Schulz bei radioeins präsentiert. Die Show war schon am vergangenen Sonntag in Folge der aktuellen Entwicklungen in der Satire-Affäre um das von Böhmermann verlesene Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Erdogan kurzfristig ausgefallen. Der RBB hatte damals Verständnis für Böhmermanns Entscheidung gezeigt, war aber zunächst davon ausgegangen, dass "Sanft & Sorgfältig" nach der einwöchigen Pause wieder auf Sendung gehen würde.
Doch auch jetzt genießt Jan Böhmermann die Rückendeckung des Radiosenders, der nun angekündigt hat, auf dem Sendeplatz von "Sanft & Sorgfältig" am kommenden Sonntag ab 16:00 Uhr die zweistündige Solidaritätssendung "Freiheit für Böhmermann" ausstrahlen zu wollen. Sie soll wenige Stunden zuvor im Tipi am Kanzleramt aufgezeichnet werden. Moderator Marco Seiffert begrüßt darin unter anderem die Kabarettisten Idil Baydar, Arnulf Rating und Florian Schroeder, den Grafiker und Ex-Präsident der Akademie der Künste Klaus Staeck sowie Journalisten Ebru Tasdemir ("taz"), Lorenz Maroldt ("Tagesspiegel") und Markus Feldenkirchen ("Spiegel").
Dass die Sendung in unmittelbarer Nähe zum Kanzleramt produziert wird, will radioeins-Programmchef Robert Skuppin auch als "Ruf an die Kanzlerin" verstanden wissen, wie er in einem Interview mit seinem Sender sagte. Unabhängig davon, was man von Böhmermanns Erdogan-Gedicht halte, stehe man "eng an der Seite von Jan Böhmermann", betonte Skuppin, der das Gedicht zwar nicht beurteilen möchte, aber die Intention dahinter versteht. Skuppin: "Jan Böhmermann wollte auf einen nicht unerheblichen Missstand in der Türkei aufmerksam machen und das hat er mit satirischen Mitteln probiert. Möglicherweise hat er überzogen, aber was jetzt daraus geworden ist, das ist schon relativ unglaublich."
Wann Böhmermann wieder auftreten wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar. Die Absage des "Neo Magazins" hatte der Moderator am Dienstag mit der massiven Berichterstattung und dem damit verbundenen "Fokus auf die Sendung und den Moderator" begründet.