Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich die Bundesregierung in diesen Tagen bewegt. Einerseits braucht sie die Türkei, um den Flüchtlingsstrom nach Griechenland einzudämmen, andererseits ist da gerade diese Debatte um die den Umgang mit Satire. Nun hat sich das Auswärtige Amt zwar zu der Diskussion um einen Beitrag des NDR-Magazins "extra 3" über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geäußert, dabei aber auf Kritik verzichtet.
Der deutsche Botschafter habe gegenüber den türkischen Diplomenaten deutlich gemacht, "dass Rechtsstaatlichkeit, die Unabhängigkeit der Justiz und der Schutz grundlegender Freiheiten, einschließlich der Presse- und Meinungsfreiheit, hohe Güter seien, die gemeinsam geschützt werden müssten", ließ das Auswärtige Amt einem "Welt"-Bericht zufolge verlauten. Politische Satire sei in Deutschland von der Presse- und Meinungsfreiheit gedeckt, weshalb es "weder eine Notwendigkeit noch die Möglichkeit für ein Handeln der Bundesregierung gibt".
"extra 3"-Redaktionsleiter Andreas Lange zeigte sich mit Blick auf die Zurückhaltung der deutschen Politik entspannt. "Man kennt ja von Frau Merkel, dass sie sich in ihren Äußerungen zurückhält", sagte Lange am Dienstag gegenüber "ARD-aktuell". "Vielleicht ist es auch einfach ein sehr, sehr dünnes diplomatisches Parkett, das da gerade betreten wird. Und ich kann mir vorstellen, dass Frau Merkel die Beziehungen zur Türkei nicht aufs Spiel setzen wird."
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Auch "extra 3"-Moderator äußerte sich inzwischen zu dem bemerkenswerten Vorfall. Als er von den diplomatischen Verwicklungen in Folge der Ausstrahlung des Beitrags erfahren habe, sei ihm "die Kinnlade runtergefallen", sagte Ehring in einem Interview mit "Spiegel Online". "Ich werde nie wieder behaupten, Satire könne nichts bewegen." Die türkische Regierung habe sich beim NDR ebenso wenig gemeldet wie die deutsche. "Das ist ja auch gut und richtig, dass hierzulande Diplomatie und Satire in unterschiedlichen Sphären stattfinden."
Mit den Reaktionen auf den Satire-Song "Erdowie, Erdowo, Erdogan" zeigte sich der Moderator grundsätzlich zufrieden: "Zunächst einmal freut es uns, dass wir offenbar sogar vom türkischen Präsidenten geguckt werden. Auch wenn wir keine Sendung machen, die ihm durchgängig gefällt. Für unsere Show ist das eine ungewohnte Aufmerksamkeit. Insofern ist es ein Erfolg. Aber man darf nicht vergessen, dass man in der Türkei für einen solchen Beitrag wahrscheinlich im Gefängnis landen würde. Für deutsche Verhältnisse ist er harmlos."