In der Primetime setzt RTLplus nicht nur auf die Programme sondern auch die Programmierungen, die den Zuschauerinnen und Zuschauern noch bekannt vorkommen könnten. Am Montagabend sollen die Serienklassiker „Dr. Stefan Frank“ und „Hinter Gittern“ in Doppelfolgen punkten, die noch einmal von Anfang an laufen. Die Arztserie mit Sigmar Solbach wird dafür nochmal neu abgetastet, um eine bessere Bildqualität zu gewährleisten. Am Dienstagabend sind Filme des früheren RTL-Labels „Der große TV-Roman“ oder die Krimireihe „Doppelter Einsatz“ geplant, gefolgt von „Im Namen des Gesetzes“ am späteren Abend. Der Mittwochabend entspricht dem früheren Dokusoap-Mittwoch beim Hauptprogramm mit wechselnden Dokusoap-Klassikern, darunter „Einsatz in 4 Wänden“.

Den Donnerstagabend sollen zum Sendestart „Monk“ und „Quincy“ bestreiten. Am Freitag belebt RTLplus das Label „Endlich Wochenende“ wieder und zeigt Sitcom-Klassiker wie „Nikola“, die man derzeit bereits bei RTL vorglüht. Beim Wochenend-Programm wollte sich Jan Peter Lacher noch nicht in die Karten schauen lassen. Einige der geplanten Programme aus dem RTL-Archiv sind derzeit noch bei Super RTL und RTL Nitro zu sehen. Da werde man in enger Absprache komplementär programmieren, versichert Lacher. Einige RTL-Klassiker, die einem gerade beim Namen RTLplus in Erinnerung kommen, wird es aber nicht zu sehen geben: "Tutti Frutti" ist nichts für Best Ager. Und ein Wiedersehen mit "RTL Samstag Nacht" ist aus rechtlichen Gründen knifflig.

Doch warum ist die Zeit eigentlich gerade jetzt reif für einen Archiv-Sender - mit vereinzelten Eigenproduktionen und Experimentierflächen fürs Hauptprogramm? „Wir registrieren seit etwa anderthalb Jahren verstärkt eine Stimmung bei den Zuschauern, die geprägt wird von den schweren Themen in der Welt“, analysiert Lacher im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. „Seien es wirtschaftliche Themen wie die Euro-Krise und Griechenland oder Terrorismus sowie Flüchtlingskrise. Das summiert sich in einem Krisengefühl, das Besorgnis auslöst. Als Resultat dessen gibt es bei einem Großteil unseres Publikums ein sehr starkes Unterhaltungsbedürfnis.“

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RTLplus holt alte RTL-Programme zurück

Jan Peter Lacher weiter: „Es geht, mehr als in den Jahren zuvor, um Eskapismus. Neben der aktuellen Lebenswirklichkeit spielt ein Wiedersehen mit vertrauter Unterhaltung eine größere Rolle. Man kann auch von neuer Nostalgie sprechen. Unser Test mit den Sitcom-Klassikern im RTL-Programm bestätigt dies. Diesem Gefühl widmen wir mit RTLplus jetzt einen Sender, der auf unbeschwerte Unterhaltung setzt.“ In Unterföhring wiederum wird man schmunzeln: Die Antwort von RTL auf Sat.1 Gold hat ganz schön lange auf sich warten lassen. Den Vergleich mit der Konkurrenz wiegelt Lacher ab: „Hinsichtlich der Zielgruppe geht es in eine ähnliche Richtung, aber was den Programm-Mix angeht ist RTLplus ganz anders aufgestellt.“

Doch nicht selten macht das Publikum allen noch so schönen Planungen einen Strich durch die Rechnung. ProSiebenSat.1 hat dies bei ProSieben Maxx und Sat.1 Gold zu spüren bekommen. Ein Hintertürchen hält sich dann auch Jan Peter Lacher auf: „Es gibt immer Dinge bei einem neuen Sender, die man erst im Sendebetrieb wirklich beobachten kann und ggf. anpasst. Wir sind ja auch gespannt auf die Reaktionen und Wünsche unserer Zuschauer. Aber der Markenkern ist klar und unveränderlich.“ Wie klug ist es eigentlich, dem Sender mit RTLplus einen Namen zu geben, der beim älteren Publikum möglicherweise falsche Erwartungen weckt - und für die jüngeren Zuschauer nach einer besseren Version von RTL klingt?

"Der Name RTLplus steht für eine positive Nostalgie."

„Wir haben uns damit intensiv beschäftigt und in der angepeilten Zielgruppe getestet. Bei denen steht der Name RTLplus für eine positive Nostalgie. Viele erinnern sich an die gute Zeit, die sie mit dem alten ‚RTL plus‘ hatten. Beim jüngeren Publikum ist dieser Markenname unbesetzt“, sagt Jan Peter Lacher und gibt sich pragmatisch: „Da haben wir die Chance, die Marke neu aufzuladen.“ Und wie schnell soll das gelingen? „Neue Sender brauchen ihre Zeit, bis sie von der Zielgruppe gefunden werden“, räumt Lacher ein. „Wir sind aber optimistisch, dass uns das bei RTLplus zügig gelingen wird, weil wir mit den Programmen wie auch der Programmierung auf alte Gewohnheiten und Bekanntes setzen. Noch dazu schieben wir den Sender mit der ganzen Promotionkraft der Mediengruppe RTL Deutschland an.“

Elementar für den Erfolg ist jedoch, wie schnell auch die Kabelnetzbetreiber den Sender aufnehmen. Wie schwierig die Verbreitung eines Senders mit bekanntem Markennamen ist, spürt die Mediengruppe RTL Deutschland beim immer noch minimal verbreiteten Pay-TV-Kanal Geo Television. Die Luft in den Kabelnetzen wird dünner, der Wettbewerb intensiver.