Im Januar herrschte noch eine sehr deutlich ausgeprägte Zwei-Klassen-Gesellschaft im deutschen Fernsehen: Während Das Erste, das ZDF und RTL mit Volldampf ins neue Jahr starteten, hielten sich die anderen großen Sender noch stark zurück - alle füllten mehr als zwei Drittel der abendlichen Sendezeit zwischen 20:15 Uhr und 0 Uhr mit Wiederholungen, wie unser Frische-Index ergab. Ein Hauptgrund für die Zurückhaltung: Das alles überstrahlende Dschungelcamp, gegen das ohnehin nicht anzukommen war.
Im Februar spiegelt der Frische-Index nun wider, wie sich die Sender aus der Dschungel-Starre gelöst haben. Der Sender mit dem höchsten Anteil an frischem Programm bleibt zwar das ZDF, das mit über 90 Prozent Anteil an Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren noch deutlich vor dem Ersten liegt (83 Prozent), bei den Privaten bleibt RTL vorn, wo immerhin drei Viertel des Programms nicht aus dem Archiv kam. Doch die anderen Sender konnten den Rückstand deutlich verringern.
Vox etwa steigerte seinen Frische-Anteil im Vergleich zum Januar um über 30 Prozentpunkte auf 61 Prozent, ProSieben legte ähnlich stark zu und lag mit 59 Prozent nur knapp dahinter, auch Sat.1 schnellte von 30 auf 58 Prozent nach oben. In der gleichen Liga spielte auch RTL II, das einen Frische-Anteil von 56 Prozent erreichte. Vox, RTL II und ProSieben zeigten dabei übrigens auch deutlich mehr frisches Programm als im Februar vergangenen Jahres. Nur kabel eins bleibt mit einem Frische-Anteil von weniger als einem Drittel weiterhin der Konserven-Sender unter den großen Acht.
DWDL.de-Frische-Index - Februar 2016
FIX-Punkte Februar 2016 |
Vergleich zum Vormonat |
Vergleich zum Februar 2015 |
|
ZDF |
91 von 100 |
+/-0 |
-1 |
Das Erste |
83 von 100 |
-1 | -4 |
RTL |
75 von 100 |
-4 | -3 |
Vox |
61 von 100 |
+31 |
+25 |
ProSieben |
59 von 100 |
+33 |
+12 |
Sat.1 | 58 von 100 | +28 |
-8 |
RTL II |
56 von 100 |
+24 |
+20 |
kabel eins |
32 von 100 |
+9 | -5 |
Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.