Immer wieder schafft es Jan Böhmermann, mit größeren Aktionen aus der Nische zu treten und große Aufmerksamkeit zu generieren – etwa mit dem unvergesslichen "#varoufakefake"-Video oder zuletzt mit seiner Hiphop-Persiflage, die es sogar in die Single Charts schaffte. Dass er es mit vereinzelten Aktionen durchaus auch auf die Spitze treibt, ist auch Böhmermann bewusst. "Wenn man was rausgehauen hat wie die Geschichte mit dem Polizisten-Video, muss man zwei Wochen die Fresse halten und eine solide, normale Sendung machen. Statt den Mond vom Himmel zu holen", erklärt Böhmermann im "Tagesspiegel", und schränkt Sorgen, über die Stränge zu schlagen, zugleich ein. "Aber wenn ich den Intendanten kürzlich richtig verstanden habe, baut das ZDF voll auf mein Team und mich".
ZDF-Intendant Thomas Bellut hatte im Dezember im Gespräch mit DWDL.de betont, dass zum Thema Böhmermann mit dem "Neo Magazin Royale" noch nicht das letzte Wort gesprochen sei. Er sei sich sicher, dass für Böhmermann mehr drin ist als der Programmrand, so Bellut. "Die Fans suchen Böhmermann. Sie finden das ZDF über ihn und nicht umgekehrt", bewertete Bellut den Wert von Köpfen wie Böhmermann. Der ist sich dessen wiederum durchaus bewusst. "Ich bin gespannt, mit welchem spektakulären Angebot uns der Sender so begeistert, dass wir nicht zu Vox wechseln", spielt Böhmermann im "Tagesspiegel" auf Belluts Aussagen an. Beim ZDF sei er ohnehin vor allem aus ethischen Gründen. "Der Humanist in mir sagt, ich solle beim ZDF bleiben, nicht der Kapitalist", so Böhmermann, der angibt, dass Privatsender wie ProSieben und RTL mehr zahlen würden.
Seine gelegentliche Angriffslust begründet Böhmermann übrigens mit seiner "Dalai-Lama-artigen, privaten Liebenswürdigkeit" und bezeichnet sich als "Arschloch mit Herz". Auch in religiösen Angelegenheiten will Böhmermann sich weiter lustig machen, verlangt dabei aber auch eine zusätzliche Ebene. "Eine Mohammed-Karikatur zu zeigen, weil man sie nicht zeigen darf, das ist mir zu wenig Motivation", erklärt Böhmermann und führt ein weiteres Beispiel an. "Ich fand es eine gute Idee, als vor einem Jahr Pegida aufkam, gleich mal klar zustellen, dass das im Kern Vollidioten sind. Wenn sich jetzt aber von jeder Regionalsendung ein Spaßreporter im Clownskostüm auf einer AfD-Demo tummelt, dann ist da der Gag weg."
Grundsätzlich hat Böhmermann eine erfreuliche Haltung, die man sich vielleicht auch von anderen Köpfen vor der Kamera wünschen würde. "Es ist mir egal, wenn ich mich mit meinen Sachen oder mit dem, was ich für Haltung halte, auf der Bühne entblöße", meint Böhmermann auch in Bezug auf seine nun mit Olli Schulz wiederbelebte Sonntagabend-Talkshow. "Was ich gerne mag, auch wenn es schmerzhaft ist, ist, vor der Kamera nicht zu funktionieren. Oder zu scheitern".
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