Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat sein Team mit versteckter Kamera in Krankenhäuser geschickt, um Missstände aufzudecken. Rund vier Millionen Zuschauer verfolgten die Reportage am Montagabend bei RTL. Darin ging es auch um Krankenhäuser der Helios Kliniken Gruppe, die in dem Film nicht sonderlich gut wegkamen. "Uns bislang nicht bekannte Kritikpunkte werden wir gründlich prüfen. Sollten sie zutreffen, werden wir die Ursachen aufklären und so schnell wie möglich Verbesserungen entwickeln und umzusetzen", versprachen die Klinikbetreiber noch vor der Ausstrahlung.

Für die Undercover-Methoden zeigte man allerdings wenig Verständnis: "Gleichzeitig ist es ist für uns nicht akzeptabel, dass sich Journalisten unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in unseren Kliniken als Mitarbeiter ausgegeben haben und auf diese Weise in sensiblen Bereichen sowohl Patientenkontakt hatten als auch verdeckt Bildmaterial hergestellt haben", hieß es in der Mitteilung des Unternehmens.

Bei RTL verteidigte man am Dienstag das Vorgehen. "Generell dienen unsere verdeckten Recherchen ausschließlich der Wahrheitsfindung und sind als journalistische Methode bekanntermaßen durch die 'Lex Wallraff' juristisch legitimiert", sagte Jan Rasmus, Ressortleiter Investigativer Journalismus und Dokumentation bei infoNetwork. "Unserer besonderen journalistischen Verantwortung sind wir uns dabei sehr wohl bewusst. Oberstes Gebot unserer Reportagen ist es deshalb immer, uns nicht nur für Menschen einzusetzen, sondern diese auch durch die verfremdete Art der Darstellung zu schützen."

Man nehme jedoch "positiv zur Kenntnis, dass Helios Transparenz und Aufklärung in dieser Sache angekündigt hat", betonte Rasmus. "Das könnte der Auftakt zu einem konstruktiven Dialog mit dem Klinikbetreiber sein, an dessen Ende tatsächlich Veränderungen stehen. Genau das haben wir in der Vergangenheit mit den Enthüllungen durch das 'Team Wallraff' immer wieder erreicht: Nachher sind die Zustände meist besser als vorher. Davon profitiert dann langfristig auch das Unternehmen."

Nachtrag, 16:57 Uhr. Inzwischen hat sich der Klinikbetreiber noch einmal gemeldet und Veränderungen angekündigt. So wolle man das Personal in den monatlich stattfindenden Hygieneschulungen " erneut für die richtige Dauer der Händedesinfektion sensibilisieren", hieß es.