Im vorigen Jahr löste die Tötung des ehemaligen US-Soldaten Peter Kassig durch den IS weltweit Bestürzung aus. Kassig wurde 26 Jahre alt - und wäre es nach Günter Wallraff gegangen, hätte der Mann noch am Leben sein können. Der Enthüllungsjournalist bot den Amerikanern nämlich an, sich gegen den Soldaten eintauschen zu lassen. "Ich habe mir ein Drittel Überlebenschancen gegeben", sagte Wallraff dem Magazin der "Süddeutschen Zeitung".

Dem Bericht zufolge ist es sogar zu einem Treffen zwischen dem Journalisten und einem Vertreter der US-Botschaft gekommen. Dieser habe Wallraff jedoch keine Überlebenschance gegeben. "Ich sagte, dass ich das anders sehe: Das würde die doch beschämen, dass einer freiwillig dahin geht, auch noch ein Älterer", so Wallraff. Und auch sein Angebot, die geforderte Lösegeldsumme durch Spenden aufzubringen, wurde abgelehnt, da die Amerikaner offenbar aus Prinzip kein Lösegeld zahlen wollen.

Wallraff, der hierzulande mit seinen Investigativ-Reportagen bei RTL zuletzt große Erfolge feierte, hätte seinen Tod offenbar in Kauf genommen - und darin sogar etwas Sinnvolles gesehen. "Hätte man mich öffentlich massakriert, hätte es in Deutschland eventuell muslimische Jugendliche, die sich zum IS hingezogen fühlen, und für die ich wegen meiner Initiativen für Einwanderer vielleicht eine Orientierung bin, nachdenklich gemacht und sie am Ende von Ihrem Entschluss abgebracht", betonte der Journalist im "SZ-Magazin".

Peter Kassig hatte als ziviler Helfer gearbeitet und war 2013 im Osten Syriens entführt worden. Im November 2014 wurde er schließlich im Alter von 26 Jahren getötet.