Im vergangenen Jahr versuchte RTL sich mit "Rising Star" an einer neuen Castingshow - und scheiterte grandios. Im Interview mit dem "Kontakter" erklärt Unterhaltungschef Tom Sänger das mit der "Konzentration auf musikalisches Talent ohne ein gewisses 'Drumherum'" sowie einer "deutlichen Sättigung des deutschen Markts mit Castingshows" - was ihn freilich nur zwei Antworten vorher nicht von der Ankündgung abhält, dass Casting auch in der neuen Saison eine "große Rolle" spielen werde. Schließlich hat man mit "Die Puppenstars" kürzlich noch ein Puppencasting angekündigt.

Ansonsten setzt man weiter auf die altgedienten Show-Castingschlachtschiffe "DSDS" und "Supertalent", die ja auch tatsächlich noch immer verlässlich für gute Quoten sorgen - auch wenn "DSDS" während der Schluss-Phase mehrfach unter die 20-Prozent-Marke gerutscht war. Vor allen Dingen tat sich "DSDS" schwer, ältere Zuschauer anzusprechen. Zeitweise schalteten in der vergangenen Staffel nur noch wenig mehr als drei Millionen Zuschauer ein. Tom Sänger will gegensteuern. Dem "Kontakter" sagte er: "Um auch mit 'DSDS' die ganze Familie anzusprechen und dem Publikum am Samstagabend gerecht zu werden, erweitern wir den Kandidatenkreis und drücken bei den Sängern über 40 künftig ein Auge zu." Erst im vergangenen Jahr hatte RTL überhaupt die Altersgrenze von 30 auf 40 Jahren angehoben, nun soll es also auch darüber hinaus gehen.

Zudem will man den Fokus noch stärker auf deutsche Musik legen. "Die aktuelle Top 10 der Charts besteht nur aus deutschsprachigen Künstlern unterschiedlichster Musikgenres, von Rap bis Schlager", sagte Sänger kürzlich auch bereits bei der Vorstellung der Jury, der künftig mit Vanessa Mai und Michelle gleich zwei Schlagersängerinnen angehören werden. Dass es aber längst nicht nur um Schlager gehen soll, macht schon die Wahl von H.P. Baxxter als weiterem Jury-Mitglied deutlich.

Eher peinlich wirkten in der vergangenen Staffel die Entscheidungsshows: Weil die Auftritte nicht mehr live sondern voraufgezeichnet waren, fiel die Live-Entscheidung auf einem Parkplatz im Industriegebiet Köln-Ossendorf. "Wenn es dem einen oder anderen nicht ganz so gut gefallen hat, dass dabei der 'DSDS'-Tourbus vor und nicht in einem Studio stand, geloben wir Besserung", so Tom Sänger. Man arbeite an einem neuen Konzept für die Entscheidung am Ende der Eventshows, die aber erneut an "sehr ungewöhnlichen Orten" stattfinden sollen.

Dass RTL so sehr auf seine seit vielen Jahren erfolgreichen Shows hoffen muss, liegt vor allem auch am Fehlen von vielversprechendem Nachschub. "Das 'ganz große' serielle Ding suchen alle und finden es momentan weniger auf den internationalen Märkten", so Sänger. Daher liege der Fokus "scharf auf Eigenentwicklungen". Zu sehen ist davon freilich wenig. Wenn Sänger als weitere Formate auf "Ninja Warriors", "Top Gear" und "500 Questions" verweist, dann sind das wieder ausschließlich adaptierte Formate. Um Sängers Bitte, das "ein oder andere Trial-and-Error-Erlebnis" zu verzeihen, entsprechen zu können, bräuchte es also erstmal ein paar Trials.