„Netflix ist nichts anderes als ein Video-Club“: Mit dieser Aussage überraschte Gottfried Zmeck, Vorstandsvorsitzender der Mainstream Media AG, vor einigen Monaten im DWDL.de-Talk „Studio D“. Die Frage, ob VoD-Portale tatsächlich einfach nur eine neue Form der Video-Clubs sind oder nicht doch weiße Haie, die dem klassischen Pay-TV das Leben schwer machen, wurde am Freitag auf den Medientagen München ausführlich diskutiert. Zuversichtlich zeigten sich dabei die Vertreter aller Bereiche: „Es wird viele Sieger geben“, prognostizierte Christoph Schneider, Geschäftsführer von Amazon Instant Video Germany. Der Markt werde sich ähnlich wie im Free-TV aufsplitten, sodass Kunden in Zukunft mehrere Service nutzen müssen, um den kompletten Überblick über all die Lieblingsserien zu bekommen. Umso wichtiger sei es, die richtigen Inhalte auszuwählen.
Schon jetzt ist klar: Der Preisdruck für Sky ist in den vergangenen Monaten größer geworden. Nicht umsonst hat das Pay-TV-Unternehmen gerade erst sein monatlich kündbares Online-Angebot so umgebaut, dass es preislich mit Konkurrenten wie Netflix und Amazon mithalten kann (DWDL.de berichtete). Katharina Behrends, Geschäftsführerin von NBCUniversal Deutschland, bezeichnete den neuen Preis ihres mit Abstand wichtigsten Plattform-Partners als „sehr sehr günstig“, doch ihre Sky-Kollegin Elke Walthelm, die unter anderem stellvertretende Programmchefin ist, zeigte sich von der Notwendigkeit des jüngsten Schritt ihres Hauses überzeugt, wenngleich sie nicht so gerne über Zahlen sprechen wollte wie DWDL.de-Chefreporter Torsten Zarges, der auf dem Panel die Fragen stellte.
Die Engländer hätten mit dem vergleichbaren Now-TV-Angebot bereits „solide Erfolge gefeiert“, sagte Walthelm und erklärte, dass Sky mit dem neuen Entertainment-Paket für weniger als zehn Euro pro Monat vor allem eine jüngere Zielgruppe im Blick habe, die bislang noch gar kein Geld bei Sky lässt. Damit geht die Hoffnung einher, diese Kunden mit zunehmendem Alter auf teurere Produkte „upzugraden“. Während die Preise für die Verbraucher in Folge des wachsenden Wettbewerbs erwartungsgemäß sinken, müssen die Anbieter inzwischen „viel mehr Geld als früher in die Inhalte“ stecken, sagte Behrends. Sie sprach von höheren Lizenzgebühren und steigenden Produktionskosten, gleichzeitig aber auch von einem „Qualitätssprung“ bei den internationalen Serien. Die seien heute kaum noch vergleichbar mit Produktionen von vor zehn Jahren. Auch das ist letztlich gut für die Kunden.
"Der Markteintritt von Netflix und Amazon war positiv für uns."
Maxdome-Geschäftsführer Filmon Zerai
Mit den Kampfpreisen, die Amazon für sein Prime-Abo verlangt, wird Sky aber auch in Zukunft wohl nur schwer mithalten können, was auch in den unterschiedlichen Geschäftsmodellen beider Unternehmen begründet ist. Amazon-Mann Christoph Schneider sprach daher auch von „sehr attraktiven Preisen“, mit denen es jedoch gelungen sei, die breite Masse für Bezahlangebote zu begeistern. „Die Preisbereitschaft, für Content zu zahlen, was bisher nur sehr begrenzt da“, sagte er. Davon würden auch andere Anbieter profitieren. Dem stimmte der neue Maxdome-Geschäftsführer Filmon Zerai uneingeschränkt zu. „Der Markteintritt von Netflix und Amazon war positiv für uns“, gab er zu Protokoll. Lange sei man auf dem deutschen Markt als Einzelkämpfer unterwegs gewesen, was „kein einfacher Kampf“ gewesen sei, wie Zerai hinzufügte.
Mit Blick auf die Zukunft zeigte er sich jedoch davon überzeugt, dass eine Differenzierung stattfinden wird – und auch bei Maxdome selbst werde man „einige Ansatzpunkte“ in den nächsten Monaten „sehr stark ausbauen“, kündigte der Zerai an, ohne sich in Details zu verlieren. Die Verbindung zu ProSiebenSat.1 sieht er in diesem Zusammenhang als Vorteil, etwa hinsichtlich der Vermarktung oder eigener Inhalte, von denen Maxdome allerdings ganz sicher noch mehr gebrauchen kann. „Die Power, die im linearen TV vorhanden ist, wollen wir ins Non-Lineare überführen“, betonte der Maxdome-Chef in München und sprach von einer „Vernetzung beider Welten“. So sei etwa „The 100“ eine der erfolgreichsten Serien für die Online-Videothek – weil sie bei ProSieben groß gemacht wurde. Wie die Marktanteile in einigen Jahren verteilt sein werden, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt freilich noch nicht sagen.
Sicher ist jedoch, dass im VoD-Bereich mit einem enormen Wachstum zu rechnen ist. Für Sky ist das kein Grund zur Sorge, aber auch kein Grund, um von heute auf morgen das Geschäftsmodell komplett zu verändern. „Wir haben keine Pläne, das lineare Programm abzuschalten“, stellte Elke Walthelm klar. Angesichts der zuletzt steigenden Abonnentenzahlen gibt’s dafür momentan auch noch gewiss keinen Grund. Doch die Konkurrenz durch die vermeintlichen "Video-Clubs" könnte härter werden als manch einer denkt.