Es war eine der besten Entscheidungen, die RTL in den letzten Jahren getroffen hat: Die Moderation des Deutschen Comedypreises in die Hände von Carolin Kebekus zu legen. Im vergangenen Jahr hatte sie einen fulminanten Einstand hingelegt und auch in diesem Jahr präsentierte sie sich wieder in bester Form, vor allem bei ihren musikalischen und tänzerischen Auftritten, wie dem "Comedypreis Halleluja", in dem gleich zum Start in den Abend viele Themen des Jahres aufgegriffen wurden - vom Raab-Abschied ("und ohne ProSieben hat der Raab unendlich Zeit, ne ruhige Kugel schieben und schon am Mittag breit, wartet auf den Rentenbescheid") bis zur Peinlichkeit, dass es in diesem Herbst keine Verleihung des Deutschen Fernsehpreises gab.
"Wir sind fast die letzte Show, wo's nen Preis gibt" fasste Carolin Kebekus dann auch zusammen - und trotzdem muss man festhalten: Es waren schon bedenklich viele Nominierte, die besseres zu tun hatten, als an diesem Dienstagabend nach Ossendorf zu kommen. Als Annette Frier den Preis für den besten Schauspieler vergab, war sogar kein einziger der Nominierten anwesend. "Früher kamen die Männer immer zu früh, heute kommen sie gar nicht mehr", kommentierte sie. Ausgezeichnet wurde dann übrigens - in Abwesenheit - Charly Hübner, der gleich noch ein zweites Mal fehlte. Denn ausgezeichnet wurde auch der Film "Vorsicht vor Leuten", in dem Hübner eine der Hauptrollen spielte. Vor Ort war hier aber unter anderem der Autor Ralf Husmann, der schöne Grüße an einen anderen Comedian schickte: "Meinen letzten Comedypreis habe ich für Oliver Pocher bekommen. Wir haben uns klar verbessert."
Gefreut hat man sich über diese Auszeichnung auch beim WDR, das den Film produzieren ließ - und dessen Vertreter nicht nur einmal auf die Bühne durften. "Wir sind der WDR. Wir kommen jetzt jedes Jahr und immer öfter", lautete die Ansage. Und das klappte in diesem Jahr wie gesagt gleich nochmal: Denn ausgezeichnet wurde auch das WDR-Comedyformat "PussyTerror TV" und damit auch die Gastgeberin des Abends Carolin Kebekus. Den Preis gab's als "Beste Personality-Show", wo sie sich unter anderem gegen so namhafte Konkurrenz wie "Circus HalliGalli" oder das "Neo Magazin Royale" durchsetzte. Und es war nicht der einzige Preis für Carolin Kebekus, die zum dritten Mal in Folge als beste Komikerin ausgezeichnet wurde.
Die "Personality-Shows" wurden in diesem Jahr aus der allgemeinen Show-Kategorie ausgelagert, in der sich nun "Mein bestes Jahr - Comedy mit Rückblick" durchsetzte - und damit zumindest mal ein Format, das nicht um eine prägende Figur herum gebaut wurde, sondern auf stets wechselndes Personal setzte. In den bislang vier Folgen blickten Atze Schröder, Bülent Ceylan, Mirja Boes und Ingo Appelt auf jeweils ein besonderes Jahr zurück. Auch der Preis für die beste Schauspielerin ging nicht an das übliche Comedypreis-Personal, sondern an Katharina Thalbach, die sich gegen Annette Frier und Anke Engelke durchsetzte. Thalbach war im vergangenen Jahr unter anderem als "Schlikkerfrau" und in Til Schweigers "Honig im Kopf" im Comedy-Fach zu sehen. Vor Ort war sie übrigens nicht, sondern ließ den Preis von ihrer Enkelin entgegen nehmen.
Als beste Comedy-Serie wählte die Jury "Pastewka", bereits zum 3. Mal nach 2006 und 2013. Vielleicht ruft diese Auszeichnung die Serie ja auch bei Sat.1 und den anderen Beteiligten noch einmal in Erinnerung: Auch ein Jahr nach dem Ende der siebten Staffel ist noch immer keine Entscheidung gefallen, ob es eine Fortsetzung geben wird. Thematisiert wurde das von Bastian Pastewka in seiner Dankesrede leider nicht. Dafür nahm Tom Beck, der die Laudatio in dieser Kategorie hielt, Sat.1 aufs Korn. Tom Beck war bekanntlich erfolgreich im Film "Einstein" zu sehen, der in Serie ging, die kommendes Jahr ausgestrahlt werden soll - "hoffentlich", wie er hinterher schickte. "Sat.1 ist voll ins Risiko gegangen und hat nach einem erfolgreichen Pilotfilm und der 13. Marktforschung direkt volle 6 Folgen in Auftrag gegeben. Und wenn's richtig gut läuft, dann werden bestimmt auch mindestens zwei auf Sat.1 ausgestrahlt", so Tom Beck.
Den Preis fürs beste TV-Soloprogramm durfte unterdessen Michael Mittermeier mit nach Hause nehmen - bzw. er hätte ihn mit nach Hause nehmen dürfen, wenn er vor Ort gewesen wäre. Mittermeier hat allerdings eine gute Entschuldigung, weilt er derzeit doch in den USA, wo er sein Programm zum besten geben wird. Auch Til Schweiger machte sich nicht die Mühe seinen "vielleicht fünften oder sechsten Comedypreis" (Til Schweiger in seiner Videobotschaft) für die erfolgreichste Kinokomödie in Köln selbst abzuholen. Ausgezeichnet wurde hier diesmal "Honig im Kopf". Den Preis für den erfolgreichsten Live-Act durfte diesmal Paul Panzer entgegen nehmen, der sich in der Kategorie "Bester Komiker" dafür Dieter Nuhr geschlagen geben musste. Das machte den Comedypreis 2015 übrigens zu einer kleinen Rarität: Es gab diesmal gar keine Auszeichnung für Mario Barth.
Eine Premiere gab's in der Kategorie Bester Newcomer: Es war nämlich - kaum zu glauben, aber wahr - zum ersten Mal eine Newcomerin. Enissa Amani, die seit nunmehr rund zwei Jahren mit einem Standup auf der Bühne steht. Und die angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation darauf hinwies, dass auch sie ein Flüchtlingskind aus dem Iran ist. "Ich wünsche mir, dass wir diesen Menschen, die nun kommen, auch die Chance geben, irgendwann auf so einer Bühne stehen zu können."
Was noch im Gedächtnis blieb? Nun zum einen Max Giermann, der in Klaus Kinski seine neue Paraderolle gefunden hat und sie, wie schon in der ZDF-Comedy "Sketch History", genial zum besten gab. Der Heiratsantrag von Ingo Appelt, der die Gelegenheit seiner ersten Comedypreis-Auszeichnung nutzte. Und dann vor allem der Auftritt von Stefan Raab. Er erhielt wenige Wochen vor seinem endgültigen Abschied aus dem Fernsehen den Ehrenpreis. "Die letzten 22 Jahre kamen mir vor wie ein Rausch. Dann muss auch mal gut sein", kommentierte er seinen Abschied. Und sagte rückblickend auf seine Karriere: "Das mit Abstand lustigste für mich war, dass ich beim Kanzlerduell dabei war. Da könnte ich mich heute noch drüber beömmeln."
Und dann setzte er zum ganz großen Finale an. Mit den Heavy Tones, mit Stefanie Heinzmann, mit Lena, mit Max Mutzke, mit einem Streicher-Ensemble, mit Windmaschinen, mit Rock'n'Roll, mit dem Song "Ich bin ene kölsche Jung" und mit einem im wahrsten Sinne des Wortes großen Knall-Effekt. Es fühlte sich wie der Abschied an - mit dem Haken, dass Raab bekanntlich noch einige Wochen auf Sendung sein wird. Man darf gespannt sein, ob Raab und ProSieben zum tatsächlichen Abschied da noch etwas drauf setzen können.
Zu sehen gibt's die Verleihung mit einiger zeitlicher Verzögerung am 31. Oktober um 22:15 Uhr bei RTL
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