Nur noch selten taucht im internationalen Fernsehgeschäft ein gänzlich neuer Anbieter auf, der es den etablierten Marktteilnehmern beweisen will. Umso unwirklicher erschien auf den ersten Blick der Launch von Insight TV. Der via Astra auch in Deutschland zu empfangene Sender präsentierte sich vergangene Woche auf der Fernsehmesse MIPCOM in Cannes zum ersten Mal der Öffentlichkeit - und die staunte nicht schlecht: Mit Factual Entertainment, gefilmt in Ultra HD mit 50 Bildern pro Sekunde, wolle man einen neuen Sender und auch Fernsehstandard etablieren. Im Programm sind Dokumentationen, Reportagen und Reality-Formate. Zum Start erreicht der Kanal in Europa und Indien über die Plattforn-Partner SES, iTV Network, Trikolor TV und United4All nach eigenen Angaben bereits 60 Millionen Haushalte. Das Ziel ist eine global verfügbare Medienmarke im linearen und non-linearen Fernsehen.
Ein ambitioniertes Vorhaben, das Miriam Zamaray da in Cannes präsentierte. Sie ist CEO von TERN International, dem Betreiber des Senders. TERN wiederum steht für Television Entertainment Reality Network und sitzt in den Niederlanden. „Insight führt die Ultra HD-Bewegung an. Wir investieren in kreative, effiziente und innovative Wege, die besten Ultra HD-Inhalte zu produzieren“, sagt Zamaray über die augenscheinlichste Besonderheit des Senders. Neben Ultra HD soll die Interaktion mit dem Publikum sowie die Verfügbarkeit der Inhalte auf diversen Bildschirmen zum Kern der Marke Insight TV gehören. Unter Interaktivität versteht man bei Insight TV allerdings eher „Grab & Share“. Gemeint ist die Verfügbarkeit einzelner Programminhalte auf diversen Plattformen - die sich einfach über Social Media teilen lassen. Als technische Plattform für die Interaktion mit dem Zuschauer setzt man auf die Technik des Jugendsenders Joiz, der diese über Joiz Global inzwischen weltweit vermarktet.
Der Launch des Senders und die ersten beauftragten Reality-Formate faszinierten die internationale Branchenpresse. Doch schaut man sich die bisherige Berichterstattung an, so interessierte sich niemand für die Frage, wer eigentlich hinter dem scheinbar aus dem Nichts kommenden Unternehmen TERN International steckt. Weder auf der Website des Unternehmens noch in den Presseinformationen des neuen Senders gibt es Informationen dazu. Naheliegend also, da einmal nachzuhaken. Wer steckt hinter dem ambitionierten Versuch, eine globale Fernsehmarke in Ultra HD zu etablieren? „Wir sind Teil einer größeren Familie, der russischen GS Group - oder General Satellite“, erklärt Andreas Spriggs, Chief Financial Officer bei TERN International, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.
„Die Gruppe stellt Technik - Digitalreceiver für den Empfang auf der einen und Übertragungstechnik für Sender auf der anderen Seite - sowie Services für den größten Anbieter von Satellitenfernsehen in Russland, Trikolor TV, und weitere Firmen. Zu diesen Services gehören auch Programminhalte. Von Hardware über die Übertragungstechnik bis zu den Inhalten bedient die GS Group in Russland die gesamte Wertschöpfungskette im TV-Geschäft“, so Spriggs. „Mit Insight TV wollen wir diese Expertise jetzt global nutzen. Wir wollen in einer spannenden Nische mit Insight TV drei Dinge zusammen zu bringen: Die technische Expertise der Gruppe für spektakuläres Fernsehen in UHD, herausragende Inhalte und eine Interaktion mit dem Publikum über diverse Plattformen.“
Zu den Inhalten gehören u.a. die fünf in Cannes angekündigten Format. „Spartan X“ (produziert von Strix) werde die erste Reality-Show in Ultra HD und starte im Januar. 12 Kandidaten leben und kämpfen in Wettkämpfen als Spartaner gegeneinander. Hinter „On the run“ (Zodiak Media) steckt eine Verfolgungsjagd auf einen Prominenten in Südamerika. Das Format geht im April 2016 on air. „Dracula“ (Strix) sei eine TV-Version der derzeit beliebten Escape Room-Games. In jeder Folge der im Februar startenden Show kämpfen vier Kandidaten um die Flucht aus Schloss Dracula. „7 Days“ (Kiem) ist ein etwas anderes Reiseformat mit Challenge-Element und bereits im November startet „Power &…“ (ebenfalls von Kiem) - ein Reportageformat über zwölf außergewöhnliche Menschen.