Der WDR-Rundfunkrat hat sich am Mittwoch mit gleich zwei Reformen beschäftigt - und dabei sowohl der Programmschema-Reform des WDR Fernsehens als auch jener der Hörfunksender WDR 3 und WDR 5 mit breiter Mehrheit zugestimmt. Im WDR Fernsehen betreffen die zum Jahreswechsel in Kraft tretenden Veränderungen nicht zuletzt den Vorabend, wo das viertelstündige Reportage-Format "Hier und heute" zugunsten einer auf 15 Minuten verlängerten Ausgabe von "WDR aktuell" weichen muss, auf die die "Servicezeit" um 18:15 Uhr sowie die "Aktuelle Stunde" um 18:45 Uhr folgen. Diese erhält durch das neue Programmschema fünf Minuten mehr Sendezeit als bisher.
Gleichzeitig wird "WDR aktuell" um 21:45 Uhr auf eine Länge von 25 Minuten erweitert, was WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn auf der Rundfunkratssitzung in Köln als "selbstbewussten Ausbau der Informationsstrecke" bezeichnete, mit der man verstärkt jüngere Zuschauer erreichen wolle, die die regionalen Informationssendungen vor 20 Uhr kaum wahrnehmen. Mit Blick auf die schon im Vorfeld heftig kritisierte Einstellung von "Hier und heute" sagte Schönenborn, das Format hänge durch und stamme aus einer Zeit, in der das Angebot noch ein anderes gewesen sei. Gleichwohl soll die Reihe nicht verschwinden, sondern als halbstündiges Format am Montag um 22:10 Uhr fortgesetzt werden. Dort attestierte ihm Schönenborn zugleich "hervorragende Chancen".
Beginnen soll der Montagabend künftig mit Serien. So ist für 2016 bereits die neue Produktion "Phönixsee" angekündigt worden. Der Fernsehdirektor machte allerdings deutlich, dass der Sendeplatz je nach Entscheidung der KEF über die künftige Höhe des Rundfunkbeitrags auch ein Wiederholungs-Sendeplatz werden könne. Ohnehin sieht Jörg Schönenborn das neue Programmschema vor allem als Gefäß. Es sei so angelegt, "dass darin auch finanzielle Stellschrauben eingebaut sind". Konkret gespart werden soll am Sonntag, wo der teure "Westart"-Talk zugunsten einer langen Kulturschiene am späten Montagabend weichen muss. Darüber hinaus wird das Magazin "Cosmo TV" in der bisherigen Form nicht fortgesetzt. Die Fachredaktion soll jedoch bestehen bleiben und die Aufgabe erhalten, die Integrationsberichterstattung im Programm zu steuern und zu stärken.
Den Mittwoch macht das WDR darüber hinaus zum Informationsabend. Hier läuft "Markt" fortan um 20:15 Uhr, gefolgt von Service- und Verbraucherreportagen, sowie ab 22:10 Uhr "die story", "WDR Weltweit" und "WDRdok/Dokumentarfilm". Auch für die Zukunft verspricht der WDR jährlich fast 300 neuproduzierten Reportagen und Dokumentationen, die im Unterschied zu bisher aber auf attraktivere Sendestrecken am Abend entfallen sollen. Das Hintergrund-Magazin "Sport inside" läuft fortan sonntags nach der Bundesliga-"Sportschau" um 22:15 Uhr.
"Wir verstehen uns als Sender für den Westen, für die Menschen in NRW. Sie erwarten von uns vor allem aktuelle, verlässliche und kritische Information. Dafür gibt es deutlich mehr Platz im neuen Schema", sagte Fernsehdirektor Jörg Schönenborn. "Wir werden aber auch weiterhin zeigen, dass das WDR Fernsehen Platz hat für neue und überraschende Ideen, gerade auch in der Unterhaltung. Das erwarten die jüngeren Zuschauergruppen von uns, die wir für unser Programm zurückgewinnen wollen." Auf der Rundfunkratssitzung hatte sich zuvor bereits WDR-Intendant Tom Buhrow zufrieden gezeigt mit den beiden Innovationswochen, die mehr als 20 neue Formate hervorbrachten. Er verwies auf 26 Millionen Kontakte in den sozialen Medien, betonte aber, die Ergebnisse "in Ruhe analysieren" zu wollen.
Auch Hörfunk-Reform vom Rundfunkrat abgesegnet
Der WDR-Rundfunkrat beschloss am Mittwoch auch eine Programmschema-Reform im Hörfunk. Vor allem mit Blick auf die geplanten Veränderungen bei WDR 5 hatte es vor wenigen Wochen kritische Stimmen gegeben. Inzwischen ist klar, dass das landespolitische Magazin "Westblick" eine zusätzliche Ausgabe um 9:15 Uhr erhalten wird. Durch diesen Schritt könne die Sendung "Politikum" in verkürzter Form erhalten bleiben. Am Nachmittag bekommt das Wissenschaftsmagazin "Leonardo" durch die Verschiebung der Kinderstrecke auf den Abend doppelt so viel Sendezeit wie bisher. WDR 3 will unterdessen täglich ab 19:00 Uhr ein Hörspiel ins Programm nehmen. Der Sender spricht in diesem Zusammenhang von einer "ARD-weit einzigartig prominenten Platzierung".
Gleichzeitig will man den Sonntag zum Einsteigertag für Klassik-Interessierte machen. Prominente Moderatoren sollen die Hörer in die Welt der klassischen Musik einführen und Hörer ihre Lieblingsstücke kommentieren. Sonntagabends wird dann auf ein Opern-Programm gesetzt. Hörfunkdirektorin Valerie Weber: "Ein gutes Programmschema ist eine Komposition aus berechenbaren Einschaltpunkten auf der einen Seite und überraschenden inhaltlichen Angeboten auf der anderen. Die beiden neuen Schemata setzen auf klare Strukturen in der Woche und viele abwechselnde Sendungen am Wochenende."
Auch Intendant Tom Buhrow zeigte sich zufrieden. "Zwei solch weit reichende Programmreformen hat es im WDR lange nicht gegeben. Die beiden Programmdirektoren haben nun klare Strukturen geschaffen, die den Fernsehzuschauern und Radiohörern die Orientierung in den WDR-Programmen erleichtern", erklärte er am Mittwoch. "Gleichzeitig wird dadurch die inhaltliche Qualität gesichert und Spielraum für Innovationen geschaffen. Mit diesen Reformen hat die WDR-Geschäftsleitung ihren Kurs fortgesetzt, einerseits den WDR wieder auf eine finanziell solide Grundlage zu stellen und gleichzeitig das Programm konsequent weiter zu entwickeln." Die Rundfunkrats-Vorsitzende Ruth Hieroymi erklärte, der Rundfunkrat unterstütze die Reformen, "weil sie einen geeigneten Rahmen schaffen, um den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag auch künftig zu erfüllen und möglichst weiter zu schärfen".
Am Donnerstag lesen Sie bei DWDL.de ein Interview mit Hörfunkdirektorin Valerie Weber zu den Veränderungen bei WDR 3 und WDR 5.