Ein Raab in dieser Form wird den deutschen Fernsehen fehlen: Nachdem Stefan Raab schon am Samstag bei "Schlag den Raab" reichlich angriffslustig wirkte, zeigte er sich am Montagabend bei "TV total" bestens aufgelegt. Das lag nicht zuletzt an der viel kritisierten ARD-"Stadlshow", die er gleich zu Beginn seiner Show minutenlang ordentlich durch den Kakao zog. "Die, die das gut finden, sind noch gar nicht geboren", scherzte Raab über die Verjüngung, der man dem einstigen "Musikantenstadl" unterzog. Und nicht ganz zu Unrecht stellte er schließlich die Frage: "Volksmusik für junge Leute - wie soll das funktionieren?" Die Antwort liefert Raab gleich mit: "Das ist ja wie Mettwurst für Veganer!"
Letztlich sei der "Stadl" inzwischen so cool, dass man die Sendung bereits "Yolo - Das Magazin" nenne. Auch am neuen Studio-Design störte sich der ProSieben-Moderator: Das Studio sehe aus als sei es aus dem Ikea-Katalog nachgebaut worden. Auch über die Show-Treppe wunderte er sich: Eigentlich habe er nämlich ein barrierefreies Studio erwartet. Und mit Blick auf das neue "Stadlshow"-Konzept, wonach alle Künstler inzwischen live singen müssen, ätzte Raab: "Was für ein katastrophaler Fehler! Früher hat man im 'Stadl' einfach noch besoffen zum Playback seinen Text vergurkt - anstatt wie bei 'Schlag den Raab' live besoffen seinen Text zu vergurken." Ein Seitenhieb auf Sidos wenig textsicheren Auftritt vom vergangenen Wochenende.
Als Beleg für den Fehler, auf Live-Musik zu setzen, führte Raab daraufhin bei "TV total" gleich mehrere Belege an, darunter eine ziemlich verkorkste Version von Jürgen Drews' Klassiker "Ein Bett im Kornfeld". Doch Raab nahm Drews in Schutz, immerhin sei das ja ein neuer Song, "der muss erst noch eingeübt werden". Auch Peter Kraus, den Moderator Alexander Mazza während der Show noch als "Legende" ansagte, muss sich Raabs Spott gefallen lassen, weil auch er völlig aus dem Takt geriet. "Der Fachmann wird erkannt zu haben: Peter Kraus ist zu früh", so Raab über den Musiker, der sich an einem Elvis-Song versuchte und "an die 60 Jahre Zeit" gehabt habe, "die Nummer anständig zu lernen", wie Raab anmerkte.
Selbst als Kraus den Einsatz gefunden habe, habe er den falschen Einsatz durchgezogen - und sei immer zwei Zählzeiten zu früh dran gewesen, rechnete er schließlich vor Richtig lustig wurde es, als Raab schließlich parallel zum Auftritt von Peter Kraus zeigte, wo dieser eigentlich hätte singen müssen. "Ich versuche mich nicht von Peter Kraus irritieren zu lassen", scherzte Raab, der sich dann auch noch über das verunglückte Ende des Songs amüsierte. Obwohl die "Stadl"-Band bloß einen Schlussakkord spielte, sprang Kraus gleich zwei Mal in die Luft - ein weiterer unfreiwillig komischer Moment. Raab: "Wenn ich zwei Mal hüpfe, muss die Band auch zwei Mal spielen - denn sonst ist es bescheuert. Denkt Peter Kraus allerdings nicht."
Raabs Vermutung: "Peter Kraus steht übrigens immer noch in Offenburg in der Halle und springt." Als "kleines Geschenk" wurde der Auftritt vom Samstag noch einmal eingespielt - und der fehlende Schlussakkord dankenswerter von Raabs Studio-Band ergänzt. Und dann war da auch noch der Auftritt der Dorfrocker, der in vielerlei Hinsicht fragwürdig war. Die jungen Musiker hätten einen "Ficki-Ficki-Song erster Kajüte" gesungen, wunderte sich Stefan Raab über den Titel "Ich steh auf Bli-Bla-Blasmusik". Dieser sei eigentlich "für Feingeister", sodass man ihn zunächst direkt an "titel thesen temperamente" habe senden wollen. Die neue "Stadlshow" - ein gefundenes Fressen für Stefan Raab. Wie schade, dass er sich zum Zeitpunkt des "Silvesterstadls" schon in seinem Fernseh-Ruhestand befinden wird.