ProSiebenSAT.1-Übernahme: Döpfner weist Kritik zurück
Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hat sich in seinem ersten Interview nach Ankündigung der Übernahme der ProSiebenSAT.1 Media AG scharf gegen die zahlreichen Kritiker gewandt, die in dem Deal eine unzulässige Konzentration von Medienmacht sehen. Wenn es um Springer gehe, so Döpfner im Gespräch mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, liefen offenbar „viele mit alten Klischees oder Feindbildern im Kopf" herum.
„Wir sind ein bürgerliches, liberales Haus, liberaler als viele unserer Wettbewerber – und weil wir anders sind als der deutsche Meinungs- Mainstream, vielen ein Dorn im Auge“, klagte der 42-jährige Medienmanager. „Parteipolitische Missionsarbeit“ könne Springer sich gar nicht leisten, sonst gäbe es Ärger mit den Investoren. Mit Bundeskanzler Gerhard Schröder habe Döpfner zuletzt am Tag der Bekanntgabe über das Geschäft gesprochen. Schröder habe „professionell und gelassen" reagiert. „Er hat gesagt, das sei kein Thema für die Politik."
Im Moment sei die Debatte stark von den Interessen der Wettbewerber vernebelt, so der Springer-Chef in dem „Spiegel“-Interview. „Hinzu kommt der ideologische Schaum vor dem Mund." Er plädiere für „Gleichbehandlung, für Objektivität und Fairness“ bei der Diskussion über Konzentration und Medienmacht.
In die Programmplanung der künftigen Springer-Fernsehsender will der Konzernmanager sich nicht einmischen. „Ich bin kein Experte, und ich maße mir auch in Zukunft nicht an, in Details der Programmplanung reinzureden. Fernsehen nach Döpfner-Geschmack, das wäre ein sicherer Weg zum Misserfolg", scherzte Döpfner.
Kritik an Übernahme von Zeitungs- und Fernsehkonkurrenz
Die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Springer wird momentan vom Bundeskartellamt, der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) und den Landesmedienanstalten geprüft. Seit Bekanntgabe des Deals vor etwa einer Woche gibt es bei Medienwissenschaftlern, Politikern und der Konkurrenz Bedenken, ob die Meinungsvielfalt in der deutschen Medienlandschaft nun deutlich eingeschränkt werden könnte.
Die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wollen gegen die Fusion rechtlich vorgehen, um Wettbewerbsverzerrungen bei der Werbevermarktung zu verhindern. Springer könne im Verbund mit der „Bild" oder „Welt" Werbekunden Paketlösungen für Print-Anzeigen und Fernsehspots anbieten, die andere Wettbewerber nicht offerieren könnten, heißt es bei der ARD.
Zuvor kritisierte bereits Michael Grabner, Geschäftsführer des Holtzbrinck-Verlags, dass durch das Zusammengehen der beiden Unternehmen sowohl publizistisch als auch auf den Werbemärkten eine „große Medienmacht“ entstehe.
Bundeskartellamts-Präsident Ulf Böge machte deutlich, dass er wegen der marktbeherrschenden Stellung der „Bild"-Zeitung, deren tägliche verkaufte Auflage bei 3,76 Millionen Stück liegt, Probleme bei der Fusion sieht. Das Prüfverfahren der von ihm geführten Behörde kann bis zu vier Monate dauern, heißt es in Medienberichten.