Kaum zu glauben, aber wahr: Die vier Stifter des im vergangenen Jahr eingestellten Deutschen Fernsehpreises - ARD, ZDF, RTL und Sat.1 - haben sich nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de auf eine neue Preisverleihung verständigt. Diese soll schon Anfang 2016 stattfinden, um rückwirkend die besonderen Fernsehleistungen des Jahres 2015 zu würdigen und somit allzu keine allzu große Lücke zwischen dem 16 Jahre lang verliehenen, aber zuletzt oft kritisierten Deutschen Fernsehpreis und einer neuen Auszeichnung für die Branche entstehen zu lassen.
Ganz konkret geht es um einen Gala-Abend am 13. Januar 2016 in den Düsseldorfer Rheinterrassen. Das Ständige Sekretariat des Deutschen Fernsehpreises bestätigte noch am Freitagnachmittag entsprechende Informationen des Medienmagazins DWDL.de. Eine Fernseh-Übertragung dieses Abends für die Branche ist nicht geplant. „Das Neujahrstreffen der Fernsehbranche soll ein Fest von Fernsehmachern für Fernsehmacher sein, ein herzliches Dankeschön für die Besten und Erfolgreichsten des Jahres“, so Frank Hoffmann, Programmgeschäftsführer RTL, der für 2016 den Vorsitz der Stifter innehat.
„Wir haben den Preis neu gedacht und wollen die Freiräume, die der Wegfall der TV-Inszenierung bietet, konsequent nutzen. Der Fernsehpreis 2016 steht für einen Neuanfang dort, wo es nötig war, und für Kontinuität in der Würdigung der herausragenden Leistungen eines Fernsehjahres.“ Zwischenzeitliche Überlegungen, den Gala-Abend nach Berlin zu verlegen, wurden aufgrund der geringen Bedeutung der Hauptstadt und ihrer Region für die Fernsehwirtschaft recht schnell verworfen. Stattdessen nun Düsseldorf. Die Entscheidung gegen eine Fernsehübertragung der Verleihung mag merkwürdig klingen und ist zweifelsohne traurig.
Unter Berücksichtigung der schwierigen Historie des Deutschen Fernsehpreises und der zu Tage getretenen, sehr unterschiedlichen Interessen der Stifter an dieser Preisverleihung, ist es jedoch ein recht konsequenter Schritt. Die Stifter des Deutschen Fernsehpreises in Person der derzeit amtierenden Geschäftsführer bzw. Intendanten - namentlich WDR-Intendant Tom Buhrow, RTL-Geschäftsführer Frank Hoffmann, ZDF-Intendant Thomas Bellut und Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow - sahen sich vor dem schwierigen Spagat. Der bisherige Deutsche Fernsehpreis hatte sich über die Jahre in eine doppelt unglückliche Lage manövriert.
Beim Fernsehpublikum fiel die Preisverleihung als TV-Show weitgehend durch. Zu den schlechten Einschaltquoten und Kritik an der schnöden Inszenierung vom Publikum kam auch Gegenwind aus anderer Richtung: Der Branche selbst. Dort fühlte man sich durch Veränderungen von Kategorien und einer Verleihung auf Plastikstühlen in einem Gewerbegebiet vor Köln nicht wirklich gewertschätzt. Eine Entscheidung für einen Gala-Abend ohne TV-Übertragung ist also die klare Entscheidung für einen Branchenpreis und gegen eine Show fürs Publikum. Verliehen werden sollen im Rahmen des abendlichen Award-Dinners Auszeichnungen in bis zu 25 Kategorien, wobei die kreativen Einzelleistungen wieder mit eigenständigen Auszeichnungen vertreten sind.
Gleichzeitig soll eine gleichberechtigte Würdigung der Leistungen in Fiktion, Unterhaltung und Information ermöglicht werden. Entsprechend soll die Programmsichtung und -vorauswahl verstärkt und durch drei Fachkommissionen in den Programmfeldern Fiktion, Unterhaltung und Information erfolgen. Gemeinsam bilden diese dann die Jury, die über Nominierungen und Preise entscheidet. Die Durchführung und Realisierung der Veranstaltung wird auch weiterhin bei Kimmig Entertainment liegen. Das Unternehmen hatte auch in den vergangenen Jahren die Verleihung in Szene gesetzt. Eine TV-Show braucht man jedoch nicht mehr produzieren.
Vor einem Jahr, kurz nachdem klar war, dass der Deutsche Fernsehpreis in bisheriger Form nicht fortgeführt werden würde, gab es zwar auch Pläne die Ehrung von besonderen Leistungen im deutschen Fernsehen in zwei Verleihungen aufzuteilen: Einen festlichen Branchenabend ohne Kameras und eine flotte TV-Gala mit den publikumswirksamsten Kategorien, um beiden Erwartungen an einen Fernsehpreis gerecht zu werden. Das jedoch hätte mehr Kosten verursacht als bisher. Für einzelne Stifter war dies deshalb keine Option.
Es liegt jetzt an den Stiftern der neuen Auszeichnung im Januar einen möglichst würdevollen Rahmen zu geben, um sie weder als Sparversion noch als Fortführung von Altlasten wirken zu lassen.