Eigentlich hätte "Newtopia" die lange Vorabend-Durststrecke von Sat.1 beenden sollen, doch trotz eines überaus erfolgreichen Starts kam bekanntlich alles anders - die Quoten letztlich sanken so tief, dass Sat.1 seinem millionenschweren Reality-Experiment in der vergangenen Woche ein Ende setzte. Seither versucht der Sender mit Doppelfolgen seiner der Krimi-Reihe "In Gefahr" sein Glück, die die Quoten-Not allerdings zuletzt eher eher noch verschlimmerten. Angesichts von zwischenzeitlich kaum mehr als vier Prozent Marktanteil in der Zielgruppe ist der Wunsch nach einem schnellen Neustart des Vorabendprogramms in Unterföhring groß.
Und so überrascht es kaum, dass Sat.1 bereits kurz nach Beginn der neuen Saison einen neuen Anlauf wagen möchte. Dass man eine Dailysoap und ein Magazin in der Hinterhand hat, war klar - nur über die Programmierung schwieg man sich bislang noch aus. Nun steht fest: "Mila" mit Susan Sideropoulos in der Hauptrolle wird ab dem 7. September den "Newtopia"-Sendeplatz um 19:00 Uhr übernehmen. Für Sat.1 ist es ganz sicher nicht der Wunsch-Termin, immerhin muss sich die neue Serie, die der Sender als Daily Romantic Comedy anpreist, nun im direkten Duell mit der RTL-Soap "Alles was zählt" behaupten, die nach einem Neustart in den vergangenen Monaten steigende Quoten verzeichnete.
Wäre "Newtopia" der gewünschte Erfolg gewesen, hätte Sat.1-Chef Nicolas Paalzow seine neue Soap vermutlich nur allzu gerne auf einem früheren Sendeplatz gezeigt - alleine schon, um viele Soap-Fans einzusammeln, die durch das Aus der "Verbotenen Liebe" im Ersten quasi heimatlos geworden sind. Doch der bittere Reality-Flop machte nun ein rasches Umdenken erforderlich. Eine weitere "Newtopia"-Alternative hat Sat.1 zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls nicht in der Hinterhand. Das zeigt sich alleine schon daran, dass die in vielerlei Hinsicht unspektakuläre Krimi-Reihe "In Gefahr - Ein verhängnisvoller Moment" auch weiterhin um 18:00 Uhr im Programm bleiben wird.
Immerhin wähnt Sat.1 bei "Mila" mit UFA Serial Drama einen erfahrenen Dailysoap-Spezialisten im Rücken, der auch für die drei RTL-Soaps verantwortlich zeichnet, darunter den künftigen "Mila"-Konkurrenten "Alles was zählt". Und dann ist da auch noch "Berlin - Tag & Nacht", das bei RTL II nach wie vor zweistellige Marktanteile am Vorabend einfährt, aber vermutlich in einer anderen Zielgruppe fischt als Sat.1 mit seinem Soap-Neustart, in dessen Mittekpunkt eine moderne Frau Anfang 30 steht, die plötzlich den Wunsch nach romantischer Liebe in sich verspürt. Obwohl Daten nicht ihre Welt ist, soll nun alles anders werden - und so gibt sie sich 287 Tage bis zum Tag der Hochzeit ihrer Schwester, um doch noch Mr. Right zu finden.
Ein Selbstläufer ist "Mila" freilich nicht, zumal Sat.1 nach "Verliebt in Berlin" mit täglichen Vorabendserien meist kein Quoten-Glück mehr beschieden war. Mit "Schmetterlinge im Bauch", "Hand aufs Herz" oder "Eine wie keine" traf man in den vergangenen Jahren jedenfalls nicht den Geschmack des Publikums. Zuletzt versuchte man Anfang 2013 mit "Patchwork Family", auf den Spuren von "Berlin - Tag & Nacht" zu wandeln, was sich unterm Strich jedoch nicht als dauerhafte Lösung entpuppte. Einzig "Anna und die Liebe" schaffte es in knapp vier Jahren zumindest zwischenzeitlich auf solide Werte. Mit Jeanette Biedermann hatte Sat.1 auch damals übrigens eine ehemalige "GZSZ"-Darstellerin für die Hauptrolle verpflichtet.
Auch im Magazin-Bereich war Sat.1 in den vergangenen Jahren alles andere als erfolgreich. Lange ist her, dass der Sender mit seinem Boulevardmagazin "Blitz" gute Quoten erzielte. Alle weiteren Versuche, in diesem Bereich Fuß zu fassen, gingen schief. Mit "Push" und "Pin" erlitt man zuletzt vor knapp drei Jahren eine Bruchlandung im Vorabendprogramm. Seither hegte Sat.1-Chef Nicolas Paalzow keinerlei Ambitionen, es noch einmal mit einem Magazin zu versuchen. Bis jetzt - was als durchaus mutigen Schritt gewertet werden kann. "Unser Tag" nennt sich die neue Sendung, die vom 7. September an jeweils montags bis freitags um 19:30 Uhr laufen wird.
Es ist ein Sendeplatz, den Moderatorin Mara Bergmann bestens kennt, immerhin war sie zu dieser Zeit bislang in der Kölner "Lokalzeit" zu sehen. Für Sat.1 war Bergmann im vorigen Jahr auch bereits im Rahmen der wenig erfolgreichen "Waren-Check"-Reihe im Einsatz. Mit Blick auf "Unser Tag" versprach Sat.1 schon bei der Programmpräsentation in Hamburg mehr journalistische Relevanz. Neben Information und Entertainment soll das neue Magazin verstärkt auf aktuelle, serviceorientierte Themen setzen." Erklärtes Ziel ist es, "die Erfolgsgeschichte des 'Sat.1-Frühstücksfernsehens' auch am Abend fortschreiben". Es ist gewiss kein leichtes Unterfangen, bietet aber zumindest die Chance, zusammen mit den "Sat.1 Nachrichten" eine Info-Schiene zu etablieren. Ob das realistisch oder doch utopisch ist, werden die Zuschauer ab September mit der Fernbedienung entscheiden.