Auch wenn man die Marktführerschaft im Kindersegment zuletzt an den öffentlich-rechtlichen Kinderkanal verlor - die privaten Konkurrenten hält Super RTL auch eineinhalb Jahre nach dem Start des Disney Channels im Free-TV auf Distanz. Die Priorität des Senders liegt daher auf der Daytime, wie Geschäftsführer Claude Schmit erst vor wenigen Wochen unterstrich. "Die Primetime ist tatsächlich unsere Dauer-Baustelle", gab er freimütig im DWDL.de-Interview zu. "Da haben wir schweren Herzens eine strategische Entscheidung getroffen: Es geht uns in erster Linie um Kinder, dann kommt die Primetime."

Die Primetime sehe man "seit jeher als wirtschaftliches Optimierungsumfeld, weil wir wissen, dass der Konkurrenzkampf zu dieser Zeit viel stärker ist", so Schmit, der ein klares Ziel ausgegeben hat: "Wir müssen also etwas finden, das wirtschaftlich vertretbar ist und die Daytime-Positionierung nicht stört. Da haben wir einiges probiert, beispielsweise 'Glee' oder 'Scandal', was hervorragend nicht funktioniert hat." Tatsächlich starteten insbesondere diese beiden Serien als große Hoffnungsträger, wurdem vom Publikum aber nicht im gewünschten Maße angenommen.

Inzwischen halten sich die Primetime-Experimente von Super RTL daher in Grenzen. "Seit Disney ausgestiegen ist, beziehen wir in der Primetime wesentlich mehr Programm von RTL", erklärte Schmit im April. "Wir haben einen so genannten Erlösbeteiligungs-Deal, das heißt, wir kaufen die Sachen nicht von RTL, sondern beteiligen sie an den Erlösen. Damit minimieren wir unser Risiko. Es ist also ein wirtschaftliches Andocken an RTL, während wir uns auf unsere Kinderkompetenz konzentrieren." Durch das minimierte Risiko werden mutige Programmierungen nach 20:15 Uhr daher auch in der kommenden Saison die Ausnahme bilden.

Kein Wunder: Der Marktanteil liegt in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen in der Primetime stabil bei mehr als zwei Prozent, womit man sich wacker gegen Konkurrenten wie Sixx behauptet. Zuletzt verzeichnete Super RTL mit Wiederholungen von "Vermisst" und "Nachbarschaftsstreit" gar ein Vielfaches des Senderschnitts - verständlich, dass diese Strategie fortgesetzt werden soll. Neue Primetime-Serien kündigt man in Köln zudem gar nicht erst an, auch wenn es mit "Mistresses" und "Client List" dann doch zwei Neustarts aus den USA zu Super RTL schaffen. Deren Ausstrahlung war ursprünglich schon für die vergangenene Saison vorgesehen, dann aber doch noch einmal verschoben worden

Während "Client List" schon vor zwei Jahren nach zwei Staffeln eingestellt wurde, kann Super RTL im Falle von "Mistresses" im Erfolgsfall aus den Vollen schöpfen: In den USA ist die Serie um vier Freundinnen in den Dreißigern gerade erst in die dritte Staffel gestartet. Darüber hinaus schickt Super RTL bekannte Serien in die Verlängerung: So hat der Sender die Ausstrahlung der dritten, vierten, fünften und sechsten Staffel von "Royal Pains" angekündigt, nachdem die Dramaserie über einen Hausarzt der Schönen und Reichen hierzulande lange Zeit auf Halde lag. Auch hier mangelt es dem Sender also keineswegs an Nachschub, zumal eine siebte und achte Staffel ebenfalls schon in Auftrag gegeben wurden.

Fortgesetzt wird zudem die britische Serie "Atlantis", deren erste Staffel Super RTL zu Jahresbeginn solide Quoten bescherte. Die zweite Staffel wird allerdings zugleich die letzte sein, nachdem sich die BBC gegen die Produktion weiterer Folgen entschied. Hinzu kommt die vierte Staffel von "Once Upon a Time". Daneben füllt Super RTL in der kommenden Saison sein Programm auch weiterhin unter anderem mit "The Glades" auf. Die US-Serie, die es auf immerhin vier Staffel bringt, erwies sich für den Sender zuletzt als ordentlicher Quotenbringer für den Sender. Auch hierfür gilt das von Claude Schmit ausgerufene Motto: Wirtschaftlich vertretbar und nicht störend.