In der vergangenen Woche überraschte Günther Jauch damit, künftig nicht mehr den Polit-Talk am Sonntagabend moderieren und seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Während die ARD ungewohnt schnell mit Anne Will und "Anne Will" bereits eine Nachfolgerin benennen konnte, die sich am Sonntagabend bestens auskennt, berichtet der "Spiegel" nun darüber, dass Jauch offenbar bereits im April vergangenen Jahres mit der Kündigung drohte.
In einem Schreiben an NDR-Intendant Lutz Marmor habe Jauch, der den Sonntagstalk einst mit dem Verweis auf die "Gremien voller Gremlins" fallen ließ und sich Jahre später doch für den Polittalk entschied, "Eingriffe in seine journalistische Unabhängigkeit" beklagt und zugleich das fehlende Vertrauen seitens der ARD kritisiert. Zuvor kam es zu einem Streit zwischen Jauch und dem zuständigen NDR über die Gästeauswahl. Zur Eskalation sei es gekommen, als in einer Sendung zum Umgang der Presse mit Prominenten auch der Medienanwalt Christian Schertz Teil der Gesprächsrunde sein sollte.
Der NDR war darüber wenig erfreut: Schertz wäre nicht nur Talkgast, sondern gleichzeitig auch Jauchs eigener Anwalt. Der NDR habe dementsprechend moniert, heißt es im "Spiegel", dass Moderator und Gast nicht unbefangen agieren könnten, wenn sie zugleich Anwalt und Mandant seien. Günther Jauch habe sich "unbelehrbar" und "uneinsichtig" gezeigt, erinnere man sich laut "Spiegel" beim NDR. Jauch verzichtete daraufhin auf seinen Anwalt und schickte Marmor die Androhung seiner Kündigung.