Der Eurovision Song Contest war im wahrsten Sinne in diesem Jahr eine Nullnummer für Deutschland. Nach dem holprigen Vorentscheid verlief auch das Finale aus deutscher Sicht nun alles andere als nach Maß. Ohne auch nur einen einzigen Punkt landete Ann Sophie, die anstelle von Andreas Kümmert in Wien auftrat, auf dem letzten Platz und teilte sich die Schlussleuchte ausgerechnet mit Österreich, das im vergangenen Jahr mit dem phänomenalen Sieg von Conchita Wurst den Wettbewerb nach Wien holte.
Deutschland fuhr damit im Jubiläumsjahr das schlechteste Ergebnis seit fünfzig Jahren ein. Zuletzt ging Deutschland im Jahr 1965 leer aus, als Ulla Wiesner mit dem Titel "Paradies, wo bist du?" nicht punkten konnte. Ein Jahr zuvor hatte bereits Nora Nova mit "Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne" nicht einen Punkt nachhause gebracht. Ann Sophie, die im Finale noch einmal deutlich an Stimmgewalt zulegte, muss damit verschmerzen, selbst hinter Gracia, den No Angels und Corinna May zu landen. Gracia holte im Jahr 2005 immerhin noch vier Punkte, die No Angels zehn mehr und Corinna May kam auf 17 Punkte. Und ein in die Jahre gekommener Peter Urban, der sich als ausgesprochener Gegner von Großbritannien entpuppte und als Kommentator eines Landes, das selbst ausgefallenere Kandidaten wie Guildo Horn, Stefan Raab und Texas Lightning ins Rennen schickte, unterhaltsame Beiträge offensichtlich nicht schätzt, muss verkraften, dass selbst Electro Velvet aus UK mit fünf Punkten noch vor Ann Sophie landeten.
An der Spitze gab es übrigens ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schweden und Russland. Während ausgerechnet Russland mit einem Friedenslied zunächst das Rennen für sich zu entscheiden schien, setzte sich in der zweiten Hälfte der Punktevergabe der schwedische Favorit Måns Zelmerlöw mit seinem Titel "Heroes" durch. 365 Punkte entschieden schließlich über den Sieg und sorgen dafür, dass der Eurovision Song Contest innerhalb kürzester Zeit im kommenden Jahr wieder in Schweden stattfinden wird. Russland folgte auf dem zweiten Platz mit 303 Punkten, während Australien als Geburtstagsgast einen respektablen fünften Platz mit 196 Punkten erreichte.
Insgesamt bot der ORF am Samstagabend übrigens eine unterhaltsame Show, die aber nicht über so manche Schwäche hinweg täuschte. So manche Bildauswahl erscheint diskutabel bis nicht gewollt und auch die Brücken zu den Phasen, in denen werbefinanzierte Sender wie übrigens auch der ORF aus der Liveshow ausstiegen und Reklame zeigten, wirkten nicht nur einmal äußerst holprig. Ärgerlich außerdem, dass bei der finalen Punktevergabe gleich dreimal die Verbindung abbrach.