Einmal noch wird Andy Borg den "Musikantenstadl" präsentieren - danach muss sich die öffentlich-rechtliche Schunkelshow einer spürbaren Modernisierung unterziehen. "Zukunftsfit" wolle man die Sendung ab Herbst machen, ließ der ORF vor rund zwei Monaten verlauten und stellte eine Reform der Show in Aussicht, die auch eine "etwas veränderte musikalische Bandbreite" umfassen wird. Zum Neustart gehört auch, dass der "Musikantenstadl" künftig von zwei Moderatoren präsentiert wird: Gefallen ist die Wahl überraschend auf Alexander Mazza und die Schweizer Schlagersängerin Francine Jordi. Es ist eine Entscheidung, die deutlich macht, wie ernst es den "Stadl"-Verantwortlichen mit der Verjüngung ist. Von einer "inhaltlichen und personellen Öffnung der Musikshow" spricht der ORF.
Mazza hat seine Fernsehwurzeln im Privatfernsehen: 1995 wurde er von ProSieben entdeckt, wo er unter anderem das inzwischen längst eingestellte Mittagsmagazin "SAM" präsentierte und später durch Formate wie "ClipMix" und "Fort Boyard" führte. Seit einigen Jahren ist er nun schon für die Öffentlich-Rechtlichen im Einsatz, moderierte unter anderem die Kuppelshow "Herzblatt" und das ZDF-Magazin "ML Mona Lisa". Erst seit diesem Jahr ist er als Vertretung beim Promimagazin "Leute heute" an Bord. Auf der großen Showbühne war Mazza zuletzt an der Seite von Andrea Kiewel bei den Silvestershows des ZDF zu sehen. Es ist also keineswegs die klassische Karriere, die man von einem neuen "Stadl"-Moderator erwarten würde.
"Ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung", sagt Mazza und stellt sogleich viele Veränderungen in Aussicht. "Volksmusik liegt im Trend, vor allem die moderne, weiterentwickelte Form erfreut sich beim jungen Publikum großer Beliebtheit. Es gilt nicht nur Bekanntes weiter zu pflegen, sondern auch Neues zu entdecken, eine Bühne zu geben und musikalische Grenzen auszuloten. Das wird ein großes Volksfest mit 'ner Menge Überraschungen und guter Stimmung. Mit Francine hab ich eine tolle Kollegin an meiner Seite, mit der das sicher viel Spaß machen wird." Auch Francine Jordi, die kurioserweise vor rund zehn Jahren schon einmal als Nachfolgerin von Karl Moik gehandelt wurde, betont, "neue Akzente setzen und das Bewährte bewahren" zu wollen. "Wir werden sicher auch an dem unvergessenen Karl Moik und an Andy Borg gemessen werden. Dies ist eine Verpflichtung und eine große Ehre. Am wichtigsten ist es mir, das Publikum zu unterhalten."
Zuletzt verzeichnete der "Musikantenstadl" in Deutschland häufig weniger als vier Millionen Zuschauer - jüngeres Publikum fand naturgemäß nur selten Gefallen an dem Klassiker, der erstmals 1981 über die Bildschirme flimmerte. Der scheidende Moderator Andy Borg hatte im vorigen Jahr noch deutliche Kritik an den schon damals diskutierten Modernisierungsplänen geäußert. "Das Durchschnittsalter der Zuschauer müsse nach unten korrigiert werden, höre ich immer wieder hinter vorgehaltener Hand. Ich bin aber stolz darauf, sagen zu dürfen, dass unsere Stadl-Zuschauer im Schnitt 68 Jahre jung sind", schrieb Borg im Oktober auf seiner Facebook-Seite und bekam nach seinen Äußerungen reichlich Gegenwind zu spüren.
"Manche mögen eine solche Aussage vor dem Hintergrund eines weiter um sich greifenden Jugendwahns in unserer Gesellschaft sehr mutig finden, ist sie aber ganz und gar nicht. Es ist meine feste Überzeugung, dass wir gerade diese Menschen, die aufgrund des demografischen Wandels eine immer größere Gemeinschaft bilden, und wie jeder andere Gebührenzahler, egal welchen Alters, Anspruch auf gute Fernsehunterhaltung haben, nicht vernachlässigen dürfen." Nun liegt es also an Borgs Nachfolgern, den angestaubten "Musikantenstadl" in die Zukunft zu führen. Gewiss keine einfache Aufgabe für das neue Duo an der Spitze der Eurovisions-Show.