"Vollkommenes Glück oder totales Chaos?" Mit dieser Frage trommelte Sat.1 vor dem Start von "Newtopia". Nun, gut zwei Monate nach dem Start, scheint vieles auf totales Chaos hinauszulaufen - der Sender ist angesichts rückläufiger Quoten und anhaltender Diskussionen um die Frage, wie echt das Format eigentlich ist, von vollkommenem Glück jedenfalls weit entfernt. Vorläufiger Tiefpunkt war ein Produktionsmeeting mit den Kandidaten, das vor mehr als zwei Wochen unfreiwillig im Netz zu sehen war. Noch immer gibt es offene Fragen, zu denen Sender und Produktionsfirma weiter beharrlich schweigen. Ob die Taktik, die Diskussionen einfach auszusitzen, am Ende aufgehen wird, erscheint fraglich. Erst recht, nachdem es seit Dienstagabend zu einem weiteren Eklat gekommen ist. Seit mehr als zwölf Stunden ist der "Newtopia"-Livestream im Internet nämlich inzwischen unterbrochen - was in der Scheune bei den Kandidaten der Show vor sich geht, bekommen die Zuschauer derzeit nicht zu sehen.
Hintergrund ist offenbar ein schon seit Tagen schwelender Streit um die laut Regelwerk vorgesehenen Nominierungen, auf die die Kandidaten offensichtlich schlichtweg keine Lust mehr haben. Nachdem sich der Sender die ganze Nacht über nicht zum Abschalten der Streams äußerte, folgte am Morgen nun ein erstes Statement: "Es gab in den letzten Tagen unter den Pionieren viele Unstimmigkeiten über die Vorgehensweise bei der eigentlich monatlich stattfindenden Nominierung und den dazugehörigen Regeln. Nach dem Nominierungsprozess gestern waren diese Fragen und Diskussionspunkte nicht aus dem Weg geräumt. Die Pioniere sahen sich nicht in der Lage, dieses Dilemma in ihrer Gemeinschaft selbständig zu lösen", teilt Sat.1 auf der "Newtopia"-Website mit und bestätigt zugleich, dass es zu einem erneuten Eingriff in die Produktion gekommen ist.
"Das hat uns veranlasst, ein Produktionsmeeting mit den Pionieren einzuberufen. Mitarbeiter der Produktion sind in die Scheune zu den Pionieren gekommen, um zu versuchen, bei der Lösung der festgefahrenen Situation zu helfen. Nicht alle Pioniere haben sich mit der Tatsache anfreunden können, dass die monatliche Nominierung ein Teil von Newtopia ist, den sich die Zuschauer natürlich auch wünschen. Vielleicht wird der ein oder andere Pionier deswegen Newtopia verlassen wollen", heißt es von Seiten des Senders. Angesichts des auch am Vormittag noch abgeschalteten Livestreams scheint es sich um ein sehr langes Produktionsmeeting zu handeln. Und tatsächlich halten die Diskussionen zwischen Kandidaten und Produzenten nach DWDL.de-Informationen noch immer an. Auch nach mehr als zwölf Stunden scheint es offensichtlich keine Einigung zu geben.
Zwar verspricht Sat.1, die Livestreams, die vorübergehend ausschließlich einen Blick in den nicht allzu aufregenden Kuhstall gewährten, "so schnell wie möglich" wieder einschalten zu wollen, doch mehr und mehr kommen nun die Schwachstellen der Show ans Tageslicht. Den Kandidaten, die man so gerne als "Pioniere" bezeichnet, größtmögliche Freiheit bei gleichzeitiger Formatierung bieten zu wollen, scheint sich zumindest bei der deutschen Adaption zunehmend als Problem herauszustellen - eines, das auch eine halbtägige Diskussion mit den Protagonisten nur mit Mühe lösen lässt. Dass Sat.1 seine Zuschauer für den Empfang der Livestreams zur Kasse bittet, macht die Sache nicht besser. Offenbar denkt der Sender allerdings derzeit darüber nach, den Besitzern eines so genannten Premium-Passes nach dem stundenlangen Abschalten der Livestreams entgegenzukommen.
Das dürfte in diesen Stunden allerdings noch die geringste Sorge sein, denn immer deutlicher stößt "Newtopia" an seine Grenzen. "Es gibt keine Regeln, außer sie schaffen sie selbst", ließ Sat.1 im Februar mit Blick auf die Kandidaten vollmundig verlauten. Das liest sich gut, kann den Zuschauern nach all den unglücklichen Ereignissen der vergangenen Tage und Wochen aber kaum noch als Experiment verkauft werden. Am Ende ist "Newtopia" eben doch bloß eine Show - eine, deren Scheitern man täglich beobachten kann. Sofern der Livestream läuft.