Vor rund einem Monat überraschten ProSiebenSat.1 und TV Bayern, das in Bayern viele lokale und regionale TV-Sender vermarktet, mit der Ankündigung, eine Vermarktungskooperation starten zu wollen. Damit solle es ermöglicht werden, regionale Spots bei ProSiebenSat.1 sowie den regionalen TV-Programmen in Bayern in einem Aufwasch zu schalten. Überraschend war das deshalb, weil der Lokalsender-Verband APR eigentlich scharfe Kritik daran übt, dass das Bundesverwaltungsgericht derartige regionale Werbung in bundesweiten Programmen erlaubt hat und auf eine Gesetzesänderung drängt.
Kurze Zeit später meldeten sich dann tatsächlich enige Lokalsender, darunter münchen.tv, zu Wort und zeigten sich irritiert von der Ankündigung, von der man erst aus der Presse erfahren habe. Schon damals drohte man damit, den Vertrag mit TV Bayern notfalls aufzukündigen. Auch einen Monat später haben sich die Wogen nicht geglättet. Die München Live TV Fernsehen GmbH hat an seinen eigenen Vermarkter nun eine Abmahnung geschickt un kündigt eine fristlose Kündigung an, falls es tatsächlich zu einem Vertragsabschluss mit ProSiebenSat.1 kommen werde.
"Abgesehen von kartellrechtlichen Bedenken verstößt dieses Vorhaben von TV Bayern in eklatanter Weise gegen den bestehenden Vermarktungsvertrag. TV Bayern ist es als Handelsvertreter nicht gestattet, Konkurrenztätigkeiten aufzunehmen oder zu befördern. Daher werden wir im Falle eines Vertragsabschlusses mit ProSiebenSat.1 den Vertrag mit TV Bayern kündigen". so Christoph Winschuh, Geschäftsführer von münchen.tv.
Johannes Muhr, Geschäftsführer von TV Bayern, hat im vergangenen Monat gegenüber DWDL.de hingegen erläutert, dass es vertragliche Regelungen mit den Sendern gebe, die TV Bayern die Kooperation mit Dritten ausrücklich erlauben würden - eine vorherige Erlaubnis sei daher auch nicht notwendig gewesen. Nach genauer Ausgestaltung des Vertrages werde man die Ergebnisse dann auch mit den Sendern besprechen. Von "Irritationen im Werbemarkt" will er zudem nichts wissen und verweist stattdessen auf die großen Chancen für die lokalen Sender, die dadurch auch den nationalen Werbemarkt und Markenartikler "anzapfen" könnten.