"Der am Sonntagabend in der Sendung 'Günther Jauch' gezeigte Videoausschnitt von einem Auftritt des heutigen griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis beim Subversive Festival in Zagreb am 15. Mai 2013 enthält nach Aussage verschiedener Medienexperten und Netzforensiker keinerlei Hinweis auf eine Manipulation oder Fälschung und könne als authentisch eingestuft werden." Das lässt die Redaktion von "Günther Jauch" am späten Montagnachmittag verlauten.
Jauch hatte in seiner Sendung ein Video gezeigt, in dem man sieht, wie Varoufakis über die Finanzkrise redet, auf Deutschland zu sprechen kommt und dann den Mittelfinger zeigt. Der griechische Finanzminister hatte während der Sendung behauptet, dass das Material manipuliert worden sei - er habe nie den Mittelfinger gezeigt. Die Jauch-Redaktion behauptet nun das Gegenteil und zitiert als Beweis mehrere Daten-Analysten, die das Video für echt halten. Außerdem bestätigte auch Igor Stiks, ein Mitveranstalter des damaligen Festivals, dass Varoufakis eine entsprechende Geste getätigt habe. Die Pressesprecherin des Festivals sagt zu SZ.de: "Wenn wir das Video selbst veröffentlicht haben, dann ist es auch echt."
Es scheint, als wäre das Video tatsächlich echt. Das wäre blöd für den griechischen Finanzminister, der die Situation mit einer vermeintlichen Lüge wohl nur noch schlimmer gemacht hat. Aber auch die Redaktion von "Günther Jauch" muss sich Kritik anhören. Medienjournalist Stefan Niggemeier etwa kritisiert in seinem Blog, dass die Redaktion die Aussagen von Varoufakis verfälscht habe. "Die Redaktion von 'Günther Jauch' tat so, als spreche Varoufakis von der Gegenwart", schreibt Niggemeier. Tatsächlich stammt das Video aus dem Jahr 2013, seine Aussagen beziehen sich darüberhinaus auf seine Haltung im Jahr 2010, wie Michalis Pantelouris in seinem Blog darlegt. Im Einspieler war zwar die Einblendung "Mai 2013" zu sehen, Niggemeier kritisiert allerdings, dass durch den Off-Sprecher und die nachfolgende Moderation Jauchs der Eindruck erweckt worden sei, die Aussagen bezögen sich auf die Gegenwart und seien in seiner Zeit als Minister gefallen.
NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz räumte via Twitter zwar Fehler ein ("Dass er sich auf 2010 bezog, hätte man allerdings sagen sollen."), verteidigte die Redaktion aber auch in vielen Diskussionen. So wirft er Niggemeier wiederum eine ungenaue Recherche vor. So erwähne er nicht, was der Sprecher zuvor sage. Zu sehen und hören war da nämlich, wie sich Varoufakis zu Beginn der Euro-Krise verhielt - auch deutlich erkennbar für die Zuschauer. "Da wäre 1x nachfragen sehr okay gewesen statt zu schreiben, welcher 'Eindruck' sich Ihnen vermittelte!", so Cichowicz zu Niggemeier.
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