Ursprünglich sollten mal die besten App-Mitspieler gewinnen können. Der Reiz ist natürlich weg, wenn es nur noch darum geht, ob Team Deutschland gewinnt oder nicht.
Das ist echt schade, aber der Technik geschuldet. Gerne hätte ich zum Beispiel die zehn besten Spieler von Team Deutschland belohnt. Aber wir können nicht feststellen, wer wirklich am schnellsten war, weil das zu einem Teil auch vom Handy, vom Handynetz und dem Handyempfang abhängen kann. Es gibt ländliche Regionen mit schwachem Handyempfang in Deutschland, die per se einen Nachteil hätten.
Eine Frage stellt sich seit der Ankündigung der Fortsetzung von „Quizduell“: Wie lange stehen Sie denn fünf mal die Woche für eine Live-Show am Vorabend zur Verfügung?
Ich hätte bei der Fortsetzung nach unseren Testwochen nicht ja gesagt, wenn der Reiz, zu wissen ob wir es nicht doch hinbekommen können, nicht so groß gewesen wäre. Damit meine ich sowohl die App als auch die Frage, ob es eine attraktive TV-Show werden kann. Außerdem zitiere ich da auch gerne meine Frau, die mir gesagt hat: ‚Mensch Jörg, zum ersten Mal in 25 Jahren hast Du so etwas wie geregelte Arbeitszeiten.‘ Ich gehe tatsächlich um 15 Uhr zuhause los und bin um 19.30 Uhr wieder zurück. Da kann ich mich also eigentlich nicht beklagen, auch wenn meine Familie gerade die Ferien für Urlaub nutzt und ich durcharbeite.
Und wie lange wollen Sie das beibehalten?
Das geht nur über einen begrenzten Zeitraum, denn trotz der moderaten Arbeitszeiten zerrt eine tägliche Livesendung über Strecke doch an den Kräften. Deshalb ist für mich im Mai vorerst Schluss. Bis dahin gilt es, an dem Format zu arbeiten, um auch dem TV-Zuschauer ein gutes Produkt zu liefern. Aber danach mache ich erst einmal eine lange Pause am Vorabend.
Sie würden die Moderation der von ITV Studios produzierte Sendung in andere Hände abgeben?
Ja, oder man stellt durch das „Quizduell“ fest, dass auf dem Sendeplatz die Farbe Quizshow durchaus funktionieren kann, aber im Zweifel mit einem anderen Format, welches dann darüberhinaus auch noch günstiger ist als unsere Sendung. Mich treibt immer auch die Frage um, ob man mit einem klassischen Quiz am Vorabend nicht möglicherweise erfolgreicher wäre. Es hätte dann nur nie so viel mediale Aufmerksamkeit gegeben wie mit diesem Experiment. Nur für wen machen wir Programm? Ich mache Fernsehen für die "schweigende" Mehrheit, die einfach ein wenig Entspannung und Unterhaltung sucht, nicht für die Presse.
Halten Sie manche Formatideen für zu gewollt?
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht beinahe betrunken sind von der Idee, alles immer neu erfinden müssen. Sonst kommen wir irgendwann an den Punkt, dass das Internet bzw. digitale Zeitalter uns benutzt und nicht andersrum. Das Mantra ‚Ich bin verbunden, also existiere ich‘ gilt für das Fernsehen nicht.
"Die Zahl der Geisterfahrer auf der Daten-Autobahn nimmt beängstigend zu"
Wie viel Interaktion braucht das Medium Fernsehen denn Ihrer Meinung nach?
Interaktion ist via Tweet oder schnell formuliertem Blogeintrag ja zu einer sehr reflexartigen Kommunikation geworden, die anders formuliert wird als beispielsweise früher über einen Zuschauerbrief. Und dann muss ich leider feststellen: Die Zahl der Geisterfahrer auf der Daten-Autobahn nimmt beängstigend zu. Man muss jede Form des Zuschauer-Feedbacks ernst nehmen, aber es auch nicht überbewerten. Die Mehrheit des Publikums nutzt das Medium zur Entspannung, ohne Interaktion zu brauchen. Mit Blick auf den demografischen Wandel sollten wir dem auch gerecht werden.
Entsprechende TV-Ideen hat ihre eigene Produktionsfirma Herr P. doch bestimmt schon in der Schublade…
Für mich ist im Mai erst einmal Schluss mit „Quizduell“ und ich freue mich auf eine Vorabend-Pause.
Herr Pilawa, herzlichen Dank für das Gespräch.