Wo es einen Wettbewerb gibt, da braucht es Spielregeln. Das gilt fürs Leben wie fürs Fernsehen. Fraglich ist nur, ob viele der in der Fernsehbranche derzeit geltenden Regeln überhaupt noch zeitgemäß sind. Noch heute schütteln Vertreter von Privatsendern und Öffentlich-Rechtlichen gleichermaßen den Kopf, wenn sie an das Bundeskartellamt denken. Während die obersten Wettbewerbshüter die VoD-Projekte "Amazonas" und "Germany's Gold" untersagten, rüsteten sich große amerikanische Player wie Netflix und Amazon für den deutschen Markt. Inzwischen sind sie angekommen - und die deutschen Anbieter schauen in die Röhre.
Es ist also gewissermaßen alles eine Frage der Grenzen. Einer gelobte nun Besserung: "Wir müssen in der Regulierung alte Zöpfe abschneiden", sagte Thomas Langheinrich, Präsident der baden-württembergischen Landesanstalt für Kommunikation (LfK) am Mittwoch auf dem Bewegtbildkongress TV Komm in Karlsruhe. Allzu konkret wollte der Ländle-Chefregulierer allerdings nicht werden. Vielmehr sieht er Europa in der Verantwortung. "Kleinteilige baden-württembergische Politik", wie Langhans sagt, bringe da wenig. "Ein gemeinsamer europäischer Ansatz wird die einzige Möglichkeit sein", meint der LfK-Präsident.
An seine Grenzen stößt er etwa, wenn es um Gerätehersteller wie Samsung und Panasonic gehe, für deren Regulierung man nicht zuständig sei. Dabei könnte diesen Unternehmen in Zukunft durch eigene Smart-TV-Systeme eine beachtliche Macht zukommen. Neu ist die Diskussion freilich nicht. Vor genau einem Jahr wurde sie an gleicher Stelle schon einmal diskutiert - unter anderem von Langheinrich und Lutz Schüler, dem CEO des Kabelnetzbetreibers Unitymedia Kabel BW (DWDL.de berichtete). Dem platzte diesmal allerdings bei allem Pessimismus zwischenzeitlich beinahe der Kragen. "Lassen Sie uns mal über das sprechen, was geht", forderte er. "Das ist ja traurig."
Weit kam Schüler mit seinem Wunsch nicht. Debattiert wurde allerdings auch über andere Grenzen, etwa jene, denen sich ARD und ZDF Ende vergangenen Jahres ausgesetzt sahen, als sie plötzlich bei der Vergabe der Handball-Rechte aus dem Rennen waren. Der arabtische Rechte-Inhaber störte sich daran, dass die Öffentlich-Rechtlichen auch über die deutschen Grenzen hinweg empfangbar seien und fürchtete den Ärger aus anderen Ländern. Einig wurden sich beide Seiten nicht mehr, sodass letztlich der Pay-TV-Sender Sky wie die Jungfrau zum Kinde kam und das Turnier zu Jahresbeginn kurzfristig ausstrahlte.
SWR-Intendant Peter Boudgoust verteidigte in Karlsruhe jedoch noch einmal den Standpunkt der Öffentlich-Rechtlichen. "Wir werden so lange es geht, am Grundsatz des 'free flow of information' festhalten", sagte er und erteilte einer Grundverschlüsselung der Sender eine Absage. Dennoch zeigte sich Boudgoust für die Zukunft grundsätzlich kompromissbereit. "Die Rechte müssen uns wichtig sein, damit wir Zugeständnisse machen." Den Einwand, dass einzelne Sportübertragungen von ARD und ZDF im Zweifel nicht auf Mallorca zu empfangen seien, erwiderte der Intendant gekonnt. Man habe schließlich keinen Programmauftrag für Mallorca, so Boudgoust.
An Grenzen - vor allem finanzielle - könnte in Zukunft auch Sky stoßen. Entbrannt ist in diesen Tagen nämlich wieder eine Diskussion um die Bundesliga-Rechte. Wie viel diese in der nächsten Rechteperiode wert sein werden, vermochte Sky-Vorstand Holger Enßlin zwar nicht zu sagen, doch er gab sich zumindest kämpferisch. "Wir sind seit Jahren guter Partner der DFL und wir gedenken, das auch in den nächsten Jahrzehnten zu bleiben." Zugleich verwies er auf Unterschiede zwischen deutschen und dem britischen Pay-TV-Markt, auf dem sich die Premier-League-Rechte gerade erst um 70 Prozent verteuerten. Geld sei jedoch nicht alles, sagte er, immerhin habe seit einigen Jahren kein englischer Verein mehr die Champions League gewonnen. Auch anderswo gibt's also durchaus Grenzen.