Mit fiktionalen Eigenproduktionen hält sich Sat.1 derzeit zurück. Auf gerade mal zehn Film-Erstausstrahlungen brachte es der Sender im vergangenen Jahr und eine neue Serie wird es erst in einigen Monaten auf den Bildschirm schaffen. "Serien sind ein riskantes Geschäft", antwortete Sat.1-Fiction-Chef Jochen Ketschau nun in einem Interview mit "Blickpunkt Film" auf die Frage, worin die Schwierigkeit liegt, erfolgreiche Nachfolger für "Danni Lowinski" und den "Letzten Bullen" zu finden. "Wir können es uns, anders als die großen Sender in den USA, nicht leisten, 15 Formate in den Markt zu werfen, von denen dann mitunter weit über die Hälfte nicht wirklich gut funktioniert."
Man müsse sich daher schon "sehr sicher sein", betonte Ketschau, kündigte gleichzeitig aber an, in Richtung 2016 "wieder verstärkt in Serien investieren" zu wollen. In diesem Zusammenhang fällt dann auch der Satz, den man in den vergangenen Jahren schon allzu oft gehört hat: "Es gibt derzeit eine ganze Reihe von Formaten, die bei uns in der Entwicklung sind." Richten soll es künftig die neue Serie "Frauenherzen" von Wiedemann & Berg, die auf einem im vorigen Jahr mit Erfolg ausgestrahlten Film basiert und montags im Zusammenspiel mit der zweiten Staffel von "Josephine Klick" laufen wird. "Es ist eine Geschichte, die von vier Frauencharakteren im Großstadtdschungel Berlin getragen und horizontal erzählt wird", so Ketschau über das Konzept. "Diese neue Erzählform hat zuletzt schon bei 'Der letzte Bulle' hervorragend funktioniert."
Mit der Ausstrahlung der ersten Staffel von "Josephine Klick" mit Diana Amft in der Hauptrolle zeigte sich Ketschau "durchaus zufrieden". Die neuen Folgen sollen allerdings "härter und dramatischer" daherkommen, kündigte er in "Blickpunkt Film" an. Die Messlatte liegt dabei durchaus hoch: "13 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe sind für unsere Movies und Serien erstrebenswert. Bei Marktanteilen deutlich darunter müssen wir schon hinterfragen, inwiefern wir den Nerv der Zielgruppe getroffen haben." Tatsächlich lag der Spitzenwert von "Josephine Klick" im vorigen Jahr bei knapp mehr als zwölf Prozent - es besteht also durchaus noch Luft nach oben für die Krimiserie, die bisher mit dem "Letzten Bullen" sogar auf einen starken Vorlauf bauen konnte.
Grundsätzlich brauche die deutsche Serie jedoch einen "Innovationsschub", meint Ketschau, der jedoch mahnt, US-Produktionen "auf keinen Fall" zu kopieren. Für den Bereich der TV-Movies kündigt er unterdessen mehr Nachschub an. So soll es alleine im ersten Halbjahr 2015 acht Erstausstrahlungen geben. Zudem möchte er die Themenabende forcieren. "Wir haben die feste Verabredung, drei bis vier Mal im Jahr einen solchen Themenabend anzubieten", so Ketschau. Bei der Satire "Udo Honig - Kein schlechter Mensch", dem Event mit dem Arbeitstitel "Berlin 1" über das Berlin der 1920er Jahre und dem Spielfilm "Die Ungehorsame" mit Felicitas Woll in der Hauptrolle will Sat.1 jeweils eine passende Dokumentation hinterherschieben.
Hoffnungen legt Jochen Ketschau unterdessen auch in die neue tägliche Serie mit Susan Sideropoulos in der Hauptrolle, die derzeit unter dem Arbeitstitel "Mila - Allein war gestern" von UFA Serial Drama entwickelt wird. Diese soll ausdrücklich nicht als Telenovela bezeichnet werden, weil dieser Begriff "ziemlich verstaubt" sei, wie der Fiction-Chef von Sat.1 findet. Stattdessen ist von einer "Daily Romantic Comedy" die Rede, die von einer modernen Frau Anfang 30 und ihrem Kampf gegen die Widrigkeiten des Single-Daseins handelt. "Ich sehe darin hohes Identifikationspotenzial", so Ketschau. Dass sein Sender in der jüngeren Vergangenheit mit täglichen Serien nicht gerade erfolgreich unterwegs war, scheint ihn nicht zu stören.