Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs haben sich am Sonntag in Paris eingefunden, um den Opfern der Attacke auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" zu gedenken. Dabei entstand auch ein symbolträchtiges Foto, bei dem die vielen Politiker aufgereiht nebeneinander standen. Zunächst erweckte das Foto den Eindruck, die Regierungschefs seien bei dem großen Trauermarsch mitgelaufen, mehrere 100.000 Menschen waren am Sonntag in Paris auf den Beinen, um ihre Solidarität mit "Charlie Hebdo" zu bekunden. Später stellte sich heraus, dass das Foto der Politiker in einer Nebenstraße aufgenommen wurde, weit weg von den Menschen-Massen.
Kritiker werden den Medien nun vor, sie hätten zunächst bewusst das Bild gewählt, dass suggeriert, die Politiker stünden an der Spitze des Gedenkmarsches. Kai Gniffke wehrt sich nun gegen diese Kritik: "Wenn sich Politiker vor eine Kamera stellen, ist das immer eine Inszenierung, jede Pressekonferenz ist eine Inszenierung. Mal ganz abgesehen davon, dass die Politiker in Paris tatsächlich die ersten und lange Zeit die einzigen waren, die beim Trauer-Marsch überhaupt marschiert sind." Gniffke postet außerdem ein Foto, dass die Politiker-Masse von oben zeigt und will damit beweisen, dass man sehr wohl ein vollständiges Bild geliefert habe.
Gniffke weiter: "Und ehrlich gesagt, die französische Polizei hätte den Job verfehlt, wenn sie die Leute in einer solchen Situation fröhlich gemischt hätte." Ein wichtiger Punkt. Schließlich ist offenbar auch US-Präsident Barack Obama nicht gekommen, weil man seine Sicherheit nicht zu 100 Prozent gewährleisten konnte. "Halten wir es doch einfach mal aus, dass es eine große Geste von Millionen von Menschen und zahlreichen Politikern gab, an der nichts auszusetzen ist. Versuchen wir nicht, solche Gesten gleich als Inszenierung zu diffamieren."
Das Foto zeige laut Gniffke zudem sehr wohl "die Realität". "Jedes Foto zeigt einen Ausschnitt, und gleichzeitig gibt es viel mehr, was das Foto nicht (!) zeigt. Das ist kein Frisieren, kein Zensieren und kein Inszenieren. Das ist Journalismus, das ist die Auswahl von Bildern, Ausschnitten und Fakten. Das ist harte journalistische Arbeit, die sich an ethischen und handwerklichen Standards messen lassen muss." Und etwas genervt schiebt der für die "Tagesschau" verantwortliche Chefredakteur hinterher: "Sorry, dass Kameraleute und Fotografen nicht immer einen Hubwagen zur Hand haben."