Programmstudie: Private zeigen weniger Fiction

Foto: PhotocaseDie drei großen deutschen Privatsender RTL, SAT.1 und ProSieben haben im vergangenen Jahr deutlich weniger fiktionale Formate gezeigt als in den Vorjahren. Mehr Platz im Programm bekamen hingegen Unterhaltungsshows. Das ist das Ergebnis der Programmanalyse der Fachzeitschrift „Media Perspektivem“ von ARD und ZDF, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Keine Überraschung ist, dass die öffentlich-rechtlichen Sender weiterhin deutlich stärker als die privaten Sender die Aufgabe der Informationsvermittlung wahrnehmen. So machen die Informationssendungen unterschiedlichster Art in den Jahren 2001 bis 2004 bei der ARD und beim ZDF mit durchschnittlich 45 Prozent fast die Hälfte ihres Gesamtangebots aus. Etwas mehr als ein Viertel entfällt bei ARD und ZDF im Schnitt auf Filme und fiktionale Serien. Alle übrigen Programmkategorien wie non-fiktionale Unterhaltung, Sport, und Musik liegen jeweils unter 10 Prozent und machen zusammen weitere 25 Prozent aus.

RTL, SAT.1 und ProSieben bestritten in den vergangenen vier Jahren ihre Programme durchschnittlich zu etwa einem Fünftel der Gesamtsendezeit mit Informationssendungen. Über die Hälfte der Programme bestand im Untersuchungszeitraum aus non-fiktionalen und fiktionalen Unterhaltungsangeboten und etwa ein Fünftel aus Werbung.

„Soweit sich in der Langfristbetrachtung Programmveränderungen auf der Spartenebene zeigen, fanden sie 2004 eher bei den privaten Sendern statt und entsprechen dem schon in den Vorjahren erkennbaren Trend, Fiction-Unterhaltung zu reduzieren und durch weichere Informationsformate und non-fiktionale Unterhaltungsangebote zu ersetzen“, fasst „Media Perspektiven“-Macher Udo Michael Krüger die Studie zusammen.

Logos: Das Erste / ZDFÖffentlich-rechtliche Sender mit höchstem Informationsanteil

Der Informationsanteil im Ersten lag im Jahr 2004 bei 41,7 Prozent. An zweiter Stelle folgt das Fiction-Angebot mit 28,7 Prozent. Dahinter rangieren Sportangebote (9,6 Prozent) und non-fiktionale Unterhaltung (8,2 Prozent), das Kinderprogramm (6,2 Prozent) und die Musikangebote mit 1,6 Prozent.

Bei den Sportübertragungen gab es geringfügige Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. „Media Perspektiven“ gibt dafür „periodisch auftretende internationale Großsportereignisse“ wie Olympia oder die Fußball-EM als Grund an.

Das ZDF erreichte im vergangenen Jahr einen Informationsanteil von 48,4 Prozent, gefolgt vom Fiction-Angebot mit 16,7 Prozent. Auf den weiteren Plätzen das Sportangebot mit 7,5 Prozent, das non-fiktionale Unterhaltungsangebot mit 6,1 Prozent, das Kinderprogramm mit 5,9 Prozent und die Musikangebote mit 1,6 Prozent. 

Logos: RTL / ProSieben / SAT.1Private Sender kehrten 2004 fiktionalen Programmen den Rücken

Gegenwärtig erleben US-Serien eine Renaissance bei den privaten Sendern. ProSieben ist mit „Lost“ und „Desperate Housewives“ erfolgreich, RTL erreicht selbst mit Wiederholungen der Serie „CSI:Miami“ hervorragende Quoten (DWDL berichtete). 2004 setzten die privaten Sender noch deutlich weniger auf fiktionale Unterhaltung. RTL verringerte in dem Jahr seinen Fiction-Anteil  auf 24,7 Prozent. Es folgt das Informationsangebot (23,9 Prozent), das gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte zunahm.

Non-fiktionale Sendungen waren mit einem Anteil von 20,6 Prozent häufiger im Programm als im Vorjahr. Auf Werbung entfielen laut der Studie exakt 20 Prozent. Geringer als bei den Öffentlich-rechtlichen sind bei RTL die Anteile für Sport (2,2 Prozent) und Kinderprogramm (1,6 Prozent). Musik-Shows wie „Die ultimative Chartshow“ und „Top of the Pops“ machten einen Anteil von  1,7 Prozent aus.

SAT.1 hat sich im Jahr 2004 zum größten Unterhaltungsanbieter entwickelt. Dies sei vor allem auf den Zuwachs von Hybridformaten (Mischformen aus Information und Unterhaltung oder Faction und Fiction wie  etwa „K 11 - Kommissare im Einsatz") zurückzuführen, heißt es in der Studie. Sendungen, die der Sparte non-fiktionale Unterhaltung (31,5 Prozent) zugeordnet werden, machen bei SAT.1 nach einem Anstieg um fast 5 Prozentpunkte den höchsten Anteil im Spartenprofil aus.

Fiction als zweitgrößter Anteil verringerte sich leicht auf 23,1 Prozent. Die Werbung blieb mit 10,8 Prozent unverändert auf Rang drei und erhielt bei SAT.1 im Jahr 2004 mehr Sendezeit als die Informationsangebote (16,8 Prozent). Eher unbedeutende Sendezeitanteile hatten bei SAT.1 im vergangenen Jahr das Kinderprogramm (1,6 Prozent), Sport (0,6 Prozent) und Musik (0,6 Prozent).

Die auffälligsten Strukturveränderungen bei den größten drei privaten Hauptprogrammen gab es 2004 bei ProSieben. Nach weiterer Reduzierung des Fiction-Angebots stand bei ProSieben im letzten Jahr das Informationsangebot mit erstaunlichen 29,9 Prozent an erster Stelle. An zweiter Stelle folgt Fiction mit exakt 27 Prozent. Auf nonfiktionale Unterhaltung entfieln 17,7 Prozent und auf Werbung 14,6 Prozent. Das Kinderprogramm machte 3,7 Prozent und das Musikangebot 1,7 Prozent aus.