Peter Limbourg hat seit seinem Amtsantritt viele Gespräche geführt. Und er scheint etwas bewegt zu haben. "Die deutsche Politik nimmt die Deutsche Welle wieder ernst", sagt der Intendant der Deutschen Welle beim Pressegespräch am Montag und wirkt dabei zufrieden. Vor einem Jahr hatte er im DWDL.de-Talk "Studio D" erstmals ausführlich über den Wunsch nach mehr Budget gesprochen. Nachdem für den Auslandssender jahrelang kein Geld vorhanden schien, stehen der Deutschen Welle nach der jüngsten Anhebung des Etats jährlich immerhin 280 Millionen Euro zur Verfügung. Weitere 10,5 Millionen Euro erhält der Sender kommenden Jahr. Geld, das anderem für den Umbau der Studios in Berlin und Bonn vorgesehen ist, aber auch für ein umfangreicheres Angebot in russischer Sprache.
"Ein guter Anfang" sei das, sagt Limbourg, "dem weitere Taten folgen müssen." Geht es nach ihm, so sollen diese Projektmittel in Zukunft regelmäßig fließen - und zwar nicht nur für bestimmte Projekte. "Unser Ziel ist es, die zweckgebundenen Mittel in eine strukturelle Stützung der Deutschen Welle umzuwandeln", betont Limbourg und schiebt eilig hinterher, es gehe ihm natürlich keinesfalls darum, gierig zu werden. "Unsere Mitarbeiter sollen eine Planbarkeit bekommen. Sie haben sehr unter dem jahrelangen Negativtrend gelitten, der nun glücklicherweise gestoppt ist." Limbourg: "Ich hoffe, dass es das jetzt nicht war, damit das Damoklesschwert nicht jedes Jahr aufs Neue über uns schwebt - und dann auch fällt."
Das Geld will der Intendant haben, um im internationalen Wettbewerb mit Angeboten wie BBC World oder Russia Today aufzuholen. "Wir müssen ein größeres Rad drehen und auf eine Ebene kommen, in der wir unser Konzept der Aufklärung vorantreiben können", erklärt der Intendant und hat mit dieser Argumentation offensichtlich den Nerv der Politik getroffen. Laut-Sprecher wie bei Russia Today und diversen Sendern der arabischen Welt ließen die Deutsche Welle zuletzt gewissermaßen alt aussehen. Das will nicht so recht passen zu der Rolle, in der sich Deutschland inzwischen gerne sieht. "Deutschland wird als Wirtschafts- und Orientierungsmacht stark nachgefragt" sagt Peter Limbourg. "Darin liegt für uns eine große Chance im internationalen Wettbewerb.“
Westliche Werte, also Pressefreiheit und Demokratie, sollen in die Welt getragen werden. Um dem Ziel, der deutschen Stimme in der internationalen Medienwelt mehr Gewicht zu verleihen, näherzukommen, will die Deutsche Welle ab dem 27. April kommenden Jahres unter dem Titel DW News einen Nachrichtenkanal auf Englisch starten, der vor allem Zuschauer in Afrika und Asien alle dreißig Minuten mit Nachrichten versorgt. Auf diese Weise soll die Reichweite von derzeit mehr als 100 Millionen Nutzern, die mit der Deutsche Welle über Fernsehen, Radio und Internet in Kontakt kommen, auf 150 Millionen Menschen steigen. Diesem Ziel ist man allerdings schon jetzt durch zusätzliche Verbreitungswege insbesondere im osteuropäischen Raum ein gutes Stück nähergekommen.
"Das deutschsprachige Angebot steht nicht grundsätzlich zur Debatte."
Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle
Dass die deutsche Sprache zunehmend in den Hintergrund rückt, stößt so manchem sauer auf, doch ganz verzichten möchte der DW-Intendant auf ein entsprechendes Angebot seines Senders nicht. "Das deutschsprachige Angebot steht nicht grundsätzlich zur Debatte", versichert er während des Pressegesprächs. Die Frage sei allerdings, ob es dauerhaft einen linearen Kanal brauche. Und so wird Peter Limbourg auch im kommenden Jahr wieder viele Gespräche führen müssen. Einerseits des Geldes wegen - weil ansonsten weitere Kürzungen drohen, etwa mit Blick auf die Angebote in 30 Sprachen. Andererseits aber auch mit neuen, mitunter umstrittenen Partnern auf der ganzen Welt. Gerade erst sorgte eine Kooperation mit dem chinesischen Sender CCTV mancherorts für Kopfschütteln.
Doch Limbourg hält den eingeschlagenen Weg für den richtigen: "Die Deutsche Welle sucht den Dialog - auch mit Partnern, die schwierig sind." Den Mittelweg zu finden, wird die Aufgabe der kommenden Jahre sein. In mehrerlei Hinsicht, etwa in Bezug auf die oft marktschreierische Konkurrenz durch Angebote wie Russia Today. Die Reaktion auf laute Konkurrenz könne jedoch nicht sein, buntes Programm zu machen, meint Peter Limbourg. "Wir wollen mit einem verlässlichen und ausgewogenen journalistischen Angebot überzeugen, auch wenn das manchmal ein bisschen langweilig ist." Ein wenig emotionaler darf das Programm der Deutschen Welle nach seinem Dafürhalten allerdings gerne werden. Ab Frühjahr wird man sich davon überzeugen können, was er damit meint.