Ein neues Logo haben sich die "Krautreporter" schon mal zugelegt. Am Freitag soll das Onlinemagazin, hinter dem etwa 30 Journalistinnen und Journalisten stecken, endlich an den Start gehen. Doch anders als vor einigen Monaten, als man via Crowdfunding lautstark um Unterstützung warb, gehen die Macher um Sebastian Esser in die Defensive. "Der Vertrauensvorschuss ist da, wir dürfen den jetzt bloß nicht verspielen", sagt der Mitgründer und Herausgeber gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", der die Grundstimmung derzeit als positiv bewertet. Kein Wunder: Gut eine Million haben die "Krautreporter" eingenommen - eine schöne Summe, mit der sich ganz sicher zum Start gut arbeiten lässt.
Von den lauten Tönen, die die "Krautreporter" noch zu Beginn des Projekts spuckten, indem sie betonten, den toten Journalismus wieder hinkriegen zu wollen, ist derzeit nicht viel zu spüren. "Ich würde gern das Missverständnis ausräumen, wir hielten uns für die Zukunft des Journalismus", so Esser, der "Krautreporter" keineswegs als "Frustprojekt" missverstanden wissen möchte. "Nicht nur, dass wir das niemals schaffen würden, wir versuchen es erst gar nicht." Die Macher sehen "Krautreporter" daher auch nicht als Alternative zu Tageszeitungen oder Magazinen. Stattdessen ähnele das Angebot eher "Liebhaber-Feinschmecker-Slow-Food-Journalismus".
Auf den kurzfristigen Erfolg kommt es den "Krautreportern" daher auch nicht an: "Für uns ist es superwichtig, dass die Leute das Gefühl haben, dass es sich lohnt, sich zu beteiligen, nur dann haben wir auf längere Sicht ein Geschäftsmodell", so Esser in der "SZ". Und doch hofft Sebastian Esser, den Journalismus zumindest ein Stück weit verändern zu können. Bei vielen Seiten würden die Inhalte "durch Klickzahlen- und Suchmaschinen-Optimierung marginalisiert". "Dadurch, dass wir nur unseren Mitgliedern gegenüber verantwortlich sind, fällt das bei 'Krautreporter' weg. Der Zuspitzung, Verkürzung und Verflachung im Onlinejournalismus halten wir Zeit für Journalismus entgegen.“
Aktuell, kurz vor dem Ende der Beta-Phase, können die bereits registrierten Mitglieder immerhin schon mal einen Eindruck vom künftigen Angebot erhalten. 13 Beiträge sind laut "Süddeutscher Zeitung" online, die, so das Blatt, "größtenteils auch in anderen Medien stehen" könnten. Man darf also gespannt sein, wie viel Exklusivität die "Krautreporter" ihren Mitgliedern, aber künftig auch allen anderen, präsentieren können.