"Verliebt in Berlin": Modelabel soll real werden
Wenn Lisa Plenske über den Bildschirm flittert, dann waren bereits schon ein paar Mal mehr Zuschauer dabei als es am gleichen Abend die langjährige RTL-Dailysoap "Gute Zeiten - schlechte Zeiten" verzeichnen konnte. Gefeiert wird dies bei SAT.1 jedes Mal als kleiner symbolischer Sieg gegen den sonst ewig stärkeren Konkurrenten aus Köln.
Langfristig jedoch freut sich SAT.1-Chef Roger Schawinski über andere Dinge als die Einschaltquote von "Verliebt in Berlin", dem TV-Überraschungshit des Frühjahres. Im Interview mit dem Branchenmagazin "Horizont" machte er zwar auch die Bedeutung eines wohl überlegten Skriptes für die Serie deutlich ("Derzeit überlegen wir sehr genau, wie wir mit der Geschichte von Lisa Plenske umgehen"), spricht aber wesentlich ausführlicher über die geplanten Merchandisingaktionen zu "ViB".
Noch im Juni, soviel war bereits bekannt, erscheint in Zusammenarbeit mit Warner Music eine CD-Compilation mit Songs, die mehr oder weniger zur Sendung passen. Wenig später folgt dann, das ist neu, die DVD-Veröffentlichung der Serie. Jeweils als Monatspaket soll "Verliebt in Berlin" dann in den Regalen stehen und zweitverwertet werden. Für Leseratten unter Lisa-Fans sind Hardcover-Bücher in Zusammenarbeit mit Egmont geplant.
Die Ideen des SAT.1-Chefs gehen allerdings noch weiter. Er bringt auch Schmuck, Kalender und Geschirr ins Gespräch. Interessant wird es beim gewagtesten Projekt: "Aber die Modewelt bietet noch ganz andere Möglichkeiten. In der Serie wird Lisa Geschäftsführerin der Scheinfirma B-Style und entwirft dafür irgendwann auch eine eigene Kollektion", so Schawinski. Diese soll dann auch in den echten Handel kommen. Gespräch führe man bereits.
Für SAT.1 sind dies alles neue Aufgaben. Die erfolgreiche Vermarktung eines täglichen Formates war bei dem Berliner Sender bislang nie nötig, schlicht weil beide Versuche eine DailySoap am Vorabend zu installieren, gnadenlos scheiterten. Schon Mitte März kündigte SAT.1-Sprecherin Kristina Faßler im Gespräch mit DWDL an, man werde, "sobald die Produktionsroutine rund läuft" an neue Varianten der Vermarktung denken. Faßler sprach dabei von „Merchandising-Artikeln und anderen Formen“.
Ähnlich wie RTL am Samstagvormittag die Wiederholungen der „GZSZ“-Folgen mit einem Rahmenprogramm für Fans gestaltet, spielt auch SAT.1 nach DWDL-Informationen mit dem Gedanken, ein solches Fanmagazin zu starten. Bislang dient besonders das hauseigene Boulevardmagazin "Blitz" als Plattform für Berichte zur Serie. Sendersprecherin Faßler hielt die Idee eines Fanmagazins schon kurz nach dem Start der Serie für „sehr spannend“. Dementieren könne sie diese Idee nicht. Denkbar sei so etwas laut Faßler im Wochenendprogramm – wie bei RTL auch.
Der Erfolg der eigentlich endlichen Telenovela hat bei SAT.1 aber bereits, angesichts der Vorbereitungen für die kommende TV-Saison, Gedankenspiele ausgelöst, wie SAT.1-Chef Schawinski im aktuellen "Horizont"-Interview selbst erläutert: "Wir müssen die Entscheidung fällen, ob und wann die Story zuende erzählt ist und schauen uns auch sehr genau weitere Telenovelas an".
Sicher sein dürfte, dass SAT.1 den erfolgreichen Sendeplatz am Vorabend nicht aufgeben wird. Ob mit einer Verlängerung von "Verliebt in Berlin", einer neuen Telenovela oder einem Doppelpack aus zwei Fernsehmärchen am Vorabend, bleibt aber weiterhin lediglich den Strategen in Berlin bekannt und die Zuschauer, die über die Zukunft der Serie spekulieren, kaufen erstmal - B-Style-Mode natürlich.