Die "Kronen Zeitung" ist mit 800.000 verkauften Exemplaren die meistverkaufte Zeitung Österreichs. Das Boulevardblatt erreicht etwa ein Drittel der Bevölkerung und hat zudem großes politisches Gewicht. Es verwundert kaum, dass die Funke Mediengruppe (damals noch WAZ) im Jahr 1987 beim Boulevard-Riesen eingestiegen ist. Damals natürlich unter anderen Voraussetzungen: Die Print-Geschäfte boomten, besonders bei der "Kronen Zeitung". Daher spendierte man der Familie Dichand, Mit-Eigentümer der Zeitung, großzügige Sonderrechte, darunter die verlegerische Leitung sowie eine jährliche Garantieausschüttung.

Vor allem Letzteres scheint den Funke-Managern inzwischen ein Dorn im Auge zu sein. Seit dem Tod von Verleger Hans Dichand kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen seinen Erben und der Funke Gruppe. Ein möglicher Verkauf der Anteile scheiterte auf beiden Seiten aufgrund unterschiedlicher Preisvorstellungen. Nun hat Funke laut "Handelsblatt" die Sonderrechte der Dichands zum 30. Juni 2015 bzw. 30. Juni 2017 gekündigt. Die jährliche Garantieausschüttung sieht vor, dass Funke jährlich einen hohen Millionen-Betrag an die Dichands überweisen muss. Kolportiert werden bis zu zehn Millionen Euro. 

Durch die Kündigung der Sonderrechte würde natürlich auch der 50-Prozent-Anteil von Funke erheblich an Wert gewinnen. Bei der "Kronen Zeitung" wird man aber wohl nicht auf die Garantiezahlungen verzichten wollen, es droht ein Rechtsstreit. Der österreichische "Standard" berichtet ebenfalls über die Lage bei der "Kronen Zeitung" und zitiert einen "Mensch mit Einblick in die Auseinandersetzung". Laut diesem Informanten werden die Dichands gegen die Kündigung vorgehen. Bislang sind Streitigkeiten meist vor einem Schweizer Schiedsgericht ausgetragen worden, nun könnte der Fall erstmals vor einem ordentlichen Gericht landen, so der "Standard"-Informant weiter.

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