Kernkompetenz beschnitten: ARD kürzt ihre Politikmagazine
Sie richteten eine entsprechende Empfehlung an die ARD-Intendanten, die jetzt am 13. und 14. Juni über diese Frage entscheiden soll, wie die Pressestelle der ARD mitteilte. Zuvor hatten sich die Leiter der Magazinsendungen mehrfach eindringlich vor einer einheitlichen Kürzung gewarnt. Der Verlust an Sendezeit würde eine nachhaltige Schwächung der politischen Magazine bedeuten. Das Aufklärerisches Potenzial sei nach wie vor unverzichtbar für das Programmprofil.
Die Magazin-Verantwortlichen hatten zuvor für ein so genanntes "2+4-Modell" plädiert (DWDL berichtete), nach dem im Zweiwochenrhythmus zwei Magazine mit jeweils 30 Minuten Länge am Montagabend und im monatlichen Wechsel vier Magazine mit jeweils 60 Minuten am Donnerstagabend gesendet werden sollen. Zur Probe hatte der WDR bereits eine 60-minütige Ausgabe seines Magazins "Monitor" produziert und testweise vergangene Woche Freitag zu später Stunde ausgestrahlt.
Hintergrund für die Veränderungen bei den Politmagazinen ist die Änderung der Programmstruktur des Ersten um die Ausstrahlung der "Tagesthemen" um eine Viertelstunde auf 22.15 Uhr vorzuziehen. Allein diese Änderung hatte bereits für viel Diskussionen und Ärger zwischen ARD und ZDF gesorgt, da eine Überschneidung der beiden Nachrichtensendungen "heute journal" und "Tagesthemen" befürchtet wurde.
Die Journalistenvereinigung "Netzwerk Recherche" kritisierte den Beschluss am Dienstag umgehend und heftig. Man "verscherbele journalistisches Tafelsilber" und gefährde ohne Not wertvolle Markenprodukte. "Die 15-minütige Reduktion der Magazine Panorama, Monitor, Report Mainz, Report München, Kontraste und Fakt wäre der empfindlichste Schlag gegen den kritischen Hintergrund-Journalismus in den vergangenen Jahrzehnten", erklärte der Vorsitzende Thomas Leif.
Die Kürzung bedeute 20 Sendestunden und damit rund 200 gründlich recherchierte Beiträge weniger pro Jahr. Die ARD-Magazine seien Recherche-Oasen und Talentschmieden für den Nachwuchs sowie häufig Taktgeber für die Nachrichten. Dieses Potenzial für qualitativen Hintergrund-Journalismus dürfe nicht gefährdet werden.