Schon am frühen Sonntagmorgen war klar: Es muss dringend eine Entscheidung getroffen werden bei RTL. Dass die Produktionsfirma Norddeich TV seit der ersten Live-Show von "Rising Star" ihre Chance genutzt und kontinuierlich am Format gearbeitet hat, wurde vom TV-Publikum nicht mehr honoriert. Es gibt längst zu viel Alternativen im Fernsehen als dass selbst Noch-Marktführer RTL eine zweite Chance für den ersten Eindruck bekommen würde. Ein Stern ist verglüht, ohne je hell geschienen zu haben.
Mit nur noch 1,11 Millionen Zuschauer insgesamt und gerade einmal 5,9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen war "Rising Star" nicht mehr zu halten. Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de wird die Castingshow jetzt im Eiltempo beendet. Eigentlich wäre die Show noch bis zum 2. Oktober gelaufen. Dazu wird es nicht mehr kommen. Eine Absetzung mit sofortiger Wirkung soll es allerdings auch nicht geben, um den angefangenen Wettbewerb noch irgendwie zu einem Ende zu bringen.
Noch ein Aspekt will erst wohl überlegt sein: Mit gleich zwei Sendeplätzen pro Woche am Donnerstag- und Samstagabend reißt das Vorab-Aus für "Rising Star" auch gleich große Lücken ins Primetime-Programm der Kölner. Neben einem Modus für ein beschleunigtes Ende der gefloppten Show gilt es also auch dafür eine Antwort zu finden. Zu allem Übel kommt schließlich Wettbewerber ProSieben auch im September ohnehin schon wieder gefährlich nahe und kratzt weiter an der über 22 Jahre andauernden Marktführerschaft von RTL bei den jungen Zuschauern (die im Juni durch die Fußball-WM erstmals gebrochen wurde).
"Auch wenn wir durchaus positives Feedback auf die erste 'Hot Seat Show' gestern bekommen haben, bleibt die Entwicklung der Marktanteile weit unter unseren Erwartungen", erklärt am Sonntagmittag dann auch RTL-Sprecher Christian Körner im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de und bestätigt die Notbremsung: "Wir arbeiten an einer Programmierung, die den Talenten im Wettbewerb, aber auch dem klaren Votum unserer Zuschauer und dem Konzept selbst in der verbleibenden Zeit gerecht wird." Der genaue Plan für das vorzeitige Ende von "Rising Star" dürfte spätestens am Montag vorliegen.
Für RTL gab es in den vergangenen Jahren kaum ein größeres Debakel als "Rising Star". Und es hätte nicht ungünstiger kommen können: In einem Jahr in dem der Kölner Sender schon einmal ungewöhnlich viele positive Schlagzeilen produzierte durch bei Publikum wie Kritikern erfolgreichen Sendungen wie "Team Wallraff" oder "Das Jenke Experiment", zieht derzeit neben "Rising Star" in der Primetime auch die schwache Daytime den Sender nach unten. Verantwortlich für diese beiden Bereiche ist Tom Sänger, der in den vergangenen zwölf Jahren als Leiter Unterhaltung Show & Daytime jedoch auch die größten Quotenerfolge für RTL verzeichnen konnte.