Axel Springer und die amerikanische Nachrichtenseite "Politico" machen gemeinsame Sache. Ziel ist die Entwicklung einer europäischen Ausgabe von "Politico", die nach Angaben des Verlags eine "fundierte Berichterstattung über europäische Politik" bieten soll. Beide Seiten haben demnach eine Vereinbarung für ein 50/50-Joint-Venture unterzeichnet. Das neue Unternehmen soll seinen Sitz in Brüssel haben. Über weitere Details hüllte sich Springer zunächst in Schweigen. Erst in den kommenden Wochen soll es weitere Informationen geben.
Bei "Politico" handelt es sich um eine politische Nachrichtenorganisation, die ihren Sitz in Washington hat. Gegründet wurde sie bereits 2007 - damals noch als Blog. In den USA machte "Politico" in den vergangenen Jahren durch eine aggressive Berichterstattung etablierten Blättern wir der "Washington Post" Konkurrenz, für die die beiden Grüner John Harris und Jim VandeHei ursprünglich tätig waren. "Politico" veröffentlicht die Nachrichten über seine digitalen Angebote, die eigenen Angaben zufolge sieben Millionen Unique Visitors im Monat erreichen, bringt täglich aber auch eine kostenlose Print-Ausgabe in Washington und New York auf den Markt. Zudem erscheint alle zwei Monate ein Hochglanz-Magazin.
Ein hochpreisiger Newsletter, der sich an Politiker, Lobbyisten und Entscheider richtet, bringt dem Portal Geld - nicht ausgeschlossen also, dass dieses Modell künftig auch in Brüssel angewendet wird. Doch ganz offensichtlich ist nicht jeder bei "Politico" von den Expansionsplänen begeistert: Nach nicht mal einem Jahr trat Redaktionsleiter Richard L. Berke gerade erst wegen Streitigkeiten um die künftige Strategie zurück. Das "Wall Street Journal" will erfahren haben, dass Springer und "Politico" einen zweistelligen Millionen-Betrag in das neue Unternehmen investieren wollen. Von bis zu 100 neuen Stellen ist die Rede. Die Verantwortlichen meinen es also ernst mit ihrem EU-Projekt.
Springer trifft mit seinem Deal gewissermaßen den Nerv der Zeit: Erst im vergangenen Jahr hatte Burda die US-Nachrichtenseite "Huffington Post" nach Deutschland gebracht und mit "Buzzfeed" steht hierzulande bereits das nächste spannende Online-Projekt in de Startlöchern.