Mitte Juni hat Bertelsmann angekündigt, den Buchclub bis Ende 2015 endgültig zu schließen und damit einen Teil seiner Wurzeln zu kappen. Diese Entscheidung könnte Bertelsmann nun aber noch teurer kommen als man das zunächst kalkuliert hatte. Die am Bertelsmann-Buchclub beteiligten Geschäftspartner - insgesamt 244 an der Zahl - die für Bertelsmann die Mitglieder besorgt hatten, haben gegen die beabsichtigte Schließung nämlich nun Klage eingereicht und werfen Bertelsmann "massive Vertragsverletzungen" vor.
Der Buchclub gehöre Bertelsmann "faktisch nicht allein", heißt es in einer Mitteilung des Prüfungsausschusses der Bertelsmann-Club-Geschäftspartner. 250.000 Buchclub-Mitglieder seien Kunden unterschiedlicher Buchhändler und Medienvertriebsunternehmer aus ganz Deutschland und seien Bertelsmann lediglich zur Belieferung mit Verlagserzeugnissen überlassen worden. Die Verträge, die diese Überlassung regeln, seien aber unkündbar, heißt es in der Mitteilung weiter. Gegenüber der "FAZ" bestätigte ein Bertelsmann-Sprecher, dass in den Verträgen auf ein ordentliches Kündigungsrecht verzichtet worden sei. Dieser Verzicht sei aber aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Buchclubs unwirksam.
Guido Gebhard, Sprecher der beteiligten Kläger, wettert: "Durch die grob vertragswidrige Auflösung des Buchclubs werden die Geschäftspartner stark geschädigt. Bertelsmann zerstört mit der Schließung ein 100-Millionen-Euro-Geschäft, in das wir jahrelang erheblich investiert haben. Wir sind vorab nicht einmal konsultiert und überhaupt erst eine Stunde vor öffentlicher Bekanntgabe informiert worden. Man ignoriert schlicht und einfach die Verträge mit uns und hofft offensichtlich auf das Recht des Stärkeren."
Ohnehin habe Bertelsmann den Niedergang des Club-Geschäfts selbst zu verantworten. Seit 2009 verzichte der Konzern bereits auf die schriftliche Neukundenwerbung. "Investitionen wurden zurückgefahren; zunächst wurden einzelne, dann immer mehr Filialen geschlossen und das Erscheinungsbild der Buchclub-Filialen teils stark vernachlässigt", so Gebhard. "Durch all dies hat Bertelsmann den Niedergang des Buchclub-Geschäfts in den vergangenen Jahren aktiv herbeigeführt und vorangetrieben. Eigene Initiativen von unserer Seite, um das Geschäft auszubauen, waren nicht erwünscht."
Seitens der Kläger heißt es, Bertelsmann habe eine außergerichtliche Einigung kategorisch abgelehnt. Seitens Bertelsmann hieß es gegenüber der "FAZ" hingegen, es habe "Ansätze für ein gemeinsames Gespräch" gegeben, die Geschäftspartner hätten aber Vorbedingungen gestellt, die wiederum Bertelsmann nicht akzeptieren wollte. Die Kläger betonen per Pressemitteilung aber trotz der Klage weiterhin, dass sie zu einem Kompromiss bereit seien.