Seit seinem Amtsantritt am 1. September 2013 ist es beim "Spiegel" nicht gerade ruhiger geworden: Erst holte Wolfgang Büchner den "Bild"-Mann Nikolaus Blome zum Nachrichtenmagazin, später sägte der neue Chefredakteur seinen Vize Martin Doerry ab. Schon am Anfang des Jahres gab es Berichte über Unstimmigkeiten zwischen Büchner und der Redaktion, von einem "intellektuellen Vakuum in der Chefredaktion" war die Rede (DWDL.de berichtete).
Inzwischen scheint alles auf eine Eskalation hinauszulaufen: Wie die "Berliner Zeitung", bei Medienthemen stets gut informiert, berichtet, will Wolfgang Büchner die aufmüpfigen Ressortleiter loswerden. Demnach sollen alle Posten neu ausgeschrieben werden. Dies haben Büchner und "Spiegel"-Geschäftsführer Ove Saffe der Mitarbeiter KG am Dienstag laut "Berliner Zeitung" mitgeteilt. Die neuen Ressortleiter sollen sowohl für den gedruckten "Spiegel" als auch für "Spiegel Online" zuständig sein.
Ob Saffe und Büchner für ihren geplanten Umbau die Zustimmung der Mitarbeiter KG überhaupt benötigen, ist nicht ganz klar. Für den alleinigen Wechsel der Ressortleiter wäre eine Zustimmung wohl nicht nötig, da die neuen Ressortleiter aber sowohl Print als auch Online verantworten sollen, wäre das vermutlich eine zustimmungspflichtige Maßnahme. Bei allen Änderungen, die die Struktur des "Spiegels" stark verändern, darf die Mitarbeiter KG mitreden.
Nun müssen sich die fünf Geschäftsführer der Mitarbeiter KG entscheiden. Stimmen sie für Büchner, riskieren sie einen Aufstand der Redaktion. Stimmen sie gegen Büchner, steht der vor dem Aus. Auch Ove Saffe könnte dann gehen, spekuliert die "Beliner Zeitung" und bringt die damit verbundenen "hohen Abfindungen" mit ins Spiel. Zur Erinnerung: Büchner kam im September 2013 auf Wunsch Saffes, die Mitarbeiter KG trug ihn damals mit. Auch für sie wäre das Aus für Büchner also eine Niederlage. Deutschland größtes Nachrichtenmagazin, das wegen interner Streitigkeiten nach nur einem Jahr seinen Chefredakteur verliert.
Ob es allerdings tatsächlich zum endgültigen Bruch zwischen Büchner und der "Spiegel"-Redaktion kommt, steht in den Sternen. Eine offizielle Stellungnahme des "Spiegels" gibt es noch nicht. Gegenüber der "Berliner Zeitung" äußerten sich die Hamburger zumindest nicht und auch auf DWDL.de-Nachfrage war am Mittwoch niemand im Verlag zu erreichen.