Nach ZDF, NDR, WDR und RBB hat nun auch der Hessische Rundfunk zugegeben, bei einigen seiner Rankingshows geschummelt zu haben. Selbst vor der Sendung "Geniale Verbindungen - Hessens spannendste Brücken", die erstmals im Oktober 2012 zu sehen war, machten die Redakteure nicht Halt. Eine Position wurde dabei aufgrund einer "massiven, erkennbar von einer kleinen Gruppe gesteuerten Stimmabgabe für eine Brücke" verändert, die das Ergebnis verzerrt hätte, erklärte der hr. Eine weitere Position habe man aufgrund der mangelnden Qualität des Bildmaterials nach der Online-Abstimmung verändert. Unklar ist allerdings, wieso das hr Fernsehen nicht einfach zur Brücke gefahren ist, um Bilder in einer besseren Qualität zu drehen.
Auch bei zwei weiteren Sendungen habe man festgestellt, dass Veränderungen bei den Ergebnissen des Online-Votings vorgenommen wurden, ohne dass diese kenntlich gemacht worden sind. So geschehen im Falle der "beliebtesten Klassiker des Kinderfernsehens", die man Ende Dezember 2011 suchte. Dabei habe es eine auffällig massive Stimmabgabe für ein Format gegeben, so der Sender. Außerdem seien "aus dramaturgischen Gründen" zwei Plätze getauscht worden, damit nicht zwei Trickfilme hintereinander platziert sind. Darüber hinaus wurden in der Sendung "Die beliebtesten Stimmungslieder", die nur zwei Tage später lief, die Reihenfolge der Titel geändert, weil bei einzelnen Musiktiteln die Senderechte bis zur Ausstrahlung nicht vorlagen.
"Die redaktionellen Eingriffe ins Voting im hr Fernsehen hätten dem Publikum transparent gemacht werden müssen", erklärte hr-Intendant Helmut Reitze. Nun sollen ein verbindlicher Leitfaden und klare Transparenzregeln für den Umgang mit Online-Abstimmungen von der Geschäftsleitung für die Redaktionen entwickelt werden. Einstellen will man die Rankings also offensichtlich nicht. Reitze weiter: "Der hr kann ausschließen, dass es einen vergleichbaren Fall wie beim ZDF gibt, da bei der Erstellung von Rankings nicht mit Meinungsforschungsinstituten zusammengearbeitet oder ein Anspruch auf Repräsentativität der Umfragen erhoben wurde." Im Hörfunk soll es bei Abstimmungen der Hörer dagegen keine redaktionellen Veränderungen gegeben haben, wie die hr-interne Untersuchung herausgefunden haben will.
Ob damit nun alle Mauscheleien auf dem Tisch sind, darf jedoch bezweifelt werden. So äußerte etwa Stefan Niggemeier in seinem Blog am Dienstagabend bereits einen weiteren Verdacht. Gut möglich also, dass an mancher Stelle nochmal nachgeprüft werden muss.