Mitte Mai wurden erste Pläne zu einer grundlegenden Neustrukturierung von Rupert Murdochs Pay-TV-Geschäft in Europa bekannt, nur etwas mehr als zwei Monate später werden diese nun tatsächlich umgesetzt. BSkyB wird sowohl Sky Deutschland, als auch Sky Italia übernehmen und mit dem eigenen Geschäft unter dem Dach von Sky Europe zusammenführen. Ein entsprechendes Vorhaben, das erst in der vergangenen Woche durch den Verkauf der ITV-Anteile noch einmal befeuert wurde, bestätigte BSkyB am Morgen bei der Präsentation der aktuellen Geschäftszahlen.
Damit entsteht ein neuer Gigant auf dem europäischen Pay-TV-Markt, der seitens BSkyB als Pay-TV-Betreiber mit Weltklasse bezeichnet wird. Zusammengenommen erreichen alle drei Sky-Unternehmen unter dem neuen Dach künftig zwanzig Millionen Abonnenten und einen Jahresertrag von rund 11,2 Milliarden Pfund, umgerechnet knapp 14 Milliarden Euro. BSkyB muss hierfür aber auch tief in die Tasche greifen: Für die Übernahme von Sky Italia zahlt BSkyB 2,07 Milliarden Pfund (rund 2,6 Milliarden Euro), während Sky Deutschland die Briten 2,9 Milliarden Pfund kostet. Sky Italia gehört bislang bereits zu 100 Prozent zu Murdochs 21st Century Fox, während Murdoch an Sky Deutschland nur 57,4 Prozent hält. Diesen Anteil übernimmt nun BSkyB. Und auch den übrigen Aktionären von Sky Deutschland macht BSkyB ein Angebot von 6,75 Euro pro Aktie, womit die Transaktion BSkyB hier je nachdem wie viele Aktionäre das Angebot annehmen insgesamt 7 Milliarden Pfund kosten könnte (rund 8,8 Milliarden Euro). Zur Finanzierung verzichtet BSkyB im Rahmen der Umstrukturierung der Murdoch-Unternehmen künftig auf seinen Anteil an National Geographic Channels International, womit 382 Millionen Pfund bzw. 480 Millionen Euro eingespielt werden. Der bisher von BSkyB gehaltene Anteil geht hier zurück an 21st Century Fox. Zur Finanzierung werden ferner 156 Millionen neue Aktien ausgegeben.
Zustimmen müssen dem Vorhaben neben den Wettbewerbshütern noch die Aktionäre von BSkyB, doch dies dürfte nur eine Formalität sein. Denn gerade für die Briten ist eine Expansion nach Kontinentaleuropa attraktiv. Während auf der Insel die Abonnentenzahlen auf sehr hohem Niveau bei zehn Millionen stagnieren und nun verstärkt auch Internet- und Telefondienste vermarktet werden, wachsen die Pay-TV-Geschäfte in Italien und Deutschland spürbar. Zugleich ermöglicht der Zusammenschluss unter Sky Europe Kosteneinsparungen bei der gemeinsamen Entwicklung neuer Techniken und Programme, wie dies bereits beim Serienprojekt „Diabolik“ getestet wird, und bei der Produktion von Live-Events. 200 Millionen Pfund, umgerechnet rund 250 Millionen Euro, sollen über Synergien zwischen den drei Unternehmen eingespart werden, u.a. auch über Rationalisierungen bei Lieferanten und zu einem späteren Zeitpunkt bei der Entwicklung von einheitlichen Set-Top-Boxen. Direkten Einfluss bei bestehenden Sport- und Film-Rechten hat die Vereinigung der Sky-Sender bis auf Weiteres zwar nicht, da diese ohnehin länderspezifisch vergeben wurden. Doch in Zukunft dürfte ein Sky Europe mit gleich drei großen Märkten im Rücken deutlich gestärkter in entsprechende Verhandlungen treten, wodurch man natürlich auch hier von Einsparpotenzial ausgeht.
21st Century Fox, das weiterhin mit 39,1 Prozent an der künftigen Sky-Europe-Mutter BSkyB beteiligt bleibt, stärkt mit dem Verkauf der Töchter in Deutschland und Italien die eigene Kriegskasse – was für ein weiteres Vorhaben von enormer Bedeutung ist. Deutlich gestärkt will Murdoch nun noch einmal in Verhandlungen mit Time Warner treten. In der vergangenen Woche wurden auch hier Übernahmepläne bekannt – 80 Milliarden US-Dollar hat Murdoch dem Konkurrenten geboten. Bei Time Warner war man davon jedoch wenig angetan, Vorstandschef Jett Bewkes bezeichnete die Offerte als „unerwünschtes Angebot“. Aufgeben will Murdoch aber offenbar nicht – und hofft offensichtlich, dass Time Warner bei noch immenseren Summen irgendwann schwach werden muss.
Jeremy Darroch, Chief Executive von BSkyB: "Mit dieser Transaktion schaffen wir einen führenden multinationalen Anbieter für Bezahlfernsehen mit dynamisch vergrößerter Wachstumsperspektive und unmittelbar wirksamen Skalenvorteilen. Die drei Sky-Unternehmen sind Marktführer auf ihren jeweiligen Heimatmärkten und werden gemeinsam noch weiter an Stärke gewinnen. Mit der Schaffung einer neuen Sky werden wir mit vereinten Kräften und gebündelter Kompetenz unsere Kunden noch besser bedienen, schneller wachsen und unseren Unternehmensertrag steigern". Chairman Nick Ferguson geht in eine ähnliche Richtung: "Alle unabhängigen Directors von BSkyB sind ohne Ausnahme der Überzeugung, dass ein Zusammenschluss mit Sky Italia und Sky Deutschland aus strategischen Gesichtspunkten absolut überzeugend ist. Die vereinbarte Bewertung der Unternehmen stellt eine finanziell attraktive Chance dar und eröffnet Wachstums- und Wertschöpfungspotenziale, von denen alle Aktionäre profitieren werden."