In der vergangenen Saison konnte Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow vor allem ein Problemfeld in den Griff bekommen: Den Nachmittag. Auch das sorgte dafür, dass er die Präsentation am Mittwoch in Hamburg so beginnen konnte: "Dass es bei Sat.1 gut läuft sehen Sie daran, dass ich wieder hier bin." Doch um die Marktanteile endlich wieder über die 10-Prozent-Marke zu hieven, muss er nun endlich auch den Vorabend in den Griff bekommen, der seit einem Jahr völlig brachliegt. Nun steht tatsächlich eine Überarbeitung an. Die größten Hoffnungen ruhen dabei auf "Utopia". In dem von John de Mol erdachten Format erhalten eine Handvoll Pioniere mit völlig unterschiedlichen Vorstellungen ein Jahr lang die Gelegenheit, ihre ideale Gesellschaft von Grund auf neu zu erschaffen. Sat.1 schwärmt vom "vielleicht größten TV-Experiment der Fernsehgeschichte".
Allerdings nehmen die Vorarbeiten noch einige Zeit in Anspruch, "Utopia" wird daher erst im Frühjahr kommenden Jahres an den Start gehen. Auf dem 18-Uhr-Sendeplatz tut sich aber bereits deutlich früher etwas. In den letzten Monaten gab es schon viele Spekulationen zu lesen, etwa über eine neue Telenovela und ähnliches. Geworden ist es schließlich ein Format, das Sat.1 zwar als "Daily Drama" und "Crime Light" beschreibt, das aber keine fortlaufende Handlung erzählt. "In Gefahr - Ein verhängnisvoller Moment" werde ab dem 11. August "spannende Geschichten von Menschen, deren Leben sich durch ein Verbrechen schlagartig verändert" erzählen.
Fiction: Ferres als Kanzlerin, Frier als Schlikkerfrau
Apropos neue Serien: Auch wenn "Danni Lowinski" in Kürze bereits in die letzte Staffel startet, blieb Nicolas Paalzow am Mittwoch die Ankündigung neuer eigenproduzierter Serien schuldig. Im US-Serien-Bereich verstärkt sich Sat.1 mit dem nächsten "Navy CIS"-Ableger, der in New Orleans beheimatet ist und wird außerdem die hochgelobte britische Serie "Broadchurch" zeigen. Die spannende Jagd auf einen Mörder in einem kleinen Ort fesselte in Großbritannien über neun Millionen Zuschauer.
Im Bereich deutscher Fiction investiert Sat.1 derzeit lieber in Filme. So schlüpft Veronica Ferres in die Rolle der deutschen Bundeskanzlerin und lässt sich als solche auf eine "Staatsaffäre" mit dem französischen Präsidenten ein. Katharina Thalbach und Annnette Frier kämpfen als "Schlikkerfrauen" um den Erhalt ihrer Filialen. Die "Schlecker"-Pleite wird hier in Form einer Komödie aufgegriffen, in der die Schlikkerfrauen auch nicht vor der Geiselnahme ihres Firmengründers, der von Sky DuMont gespielt wird, zurückschrecken. Weitere Filme sind der Krimi "Einstein", in dem Tom Beck einen hochbegabten Professor verkörpert, der sich auf einen besonderen Deal mit der Polizei einlassen muss, sowie "Einsatz ohne Grenzen", wo Hannes Jaenicke und Alexandra Neldel als Ärzte einer Hilfsorganisation im Katastrophengebiet ums Überleben kämpfen müssen. Sat.1 müht sich also erkennbar, nicht nur die üblichen Romantic Comedys für den Dienstagabend zu produzieren.
Fünf neue Primetimeshows und ein neues Klatschmagazin
Eine beachtliche Schlagzahl legt Sat.1 außerdem im Show-Bereich vor. Zahlreiche Formate hat Sat.1 hier schon vor einiger Zeit für den Sommer angekündigt. Von der Impro-Comedy "Jetzt wird's schräg" mit Jochen Schropp über "Das verrückte Körperquiz" mit Thore Schölermann bis zur Neuauflage von "Deal or no Deal" mit Wayne Carpendale. Im Herbst steht außerdem noch das Comeback der "Perfekten Minute" mit Thore Schölermann und mit "Was weiß ich!?" noch eine neue Show mit Stefan Gödde auf dem Programm. Die Castingshow "The Voice", die mit Stefanie Kloß von Silbermond einen neuen Coach bekommt, sowie "The Vocie Kids", "Got to Dance" und "The Taste" bleiben wie gehabt im Programm. Früher als im vergangenen Jahr gibt es in diesem Jahr "Promi Big Brother", das bereits am 15. August zu sehen sein wird und den Untertitel "Das Experiment" erhält. Was das genau zu bedeuten hat, wollte Sat.1 noch nicht verraten. Sicher ist aber: Jochen Schropp moderiert, Cindy aus Marzahn soll die Ereignisse im Haus auf ihre ganz eigene Art in jeder Folge Revue passieren lassen. Apropos Cindy: Sie wird mit "Cindys Deutschland", so zumindest der Arbeitstitel, eine neue Show erhalten, zudem wird Sat.1 ihr Bühnenprogramm "pink is bjutiful" zeigen. Im Comedybereich kündigt Sat.1 sonst nur noch die siebte Staffel von "Pastewka" an.
Im Reality-Bereich bekommt "The Biggest Loser" wie bereits bekannt einen Ableger "Biggest Loser Teens". Im Experiment "Married at first sight" geben sich Unbekannte direkt bei ihrem ersten Treffen das Ja-Wort auf dem Standesamt. Nachdem sie sechs Wochen als Ehepaar zusammengelebt haben, müssen sie entscheiden: Wollen Sie wirklich zusammenleben, bis dass der Tod sie scheidet? Oder reichen sie die Scheidung ein? Neue Folgen gibt es auch von "Julia Leischik sucht: Bitte melde Dich!" und vom "Großen Backen", das aus dem Vorabend in die Primetime befördert wird. Überraschend kommt die Ankündigung, dass Sat.1 drei Jahre nach der Einstellung des erfolglosen Magazins "Stars & Stories" wieder auf die Welt der Reichen und Schönen blicken will. Noch im Herbst startet das Magazin "Gossip - So sind Stars", in dem zwei "kompetente und meinungsstarke Gastgeber", die Sat.1 noch nicht namentlich benannt hat, in zunächst fünf Folgen die aktuellen Geschehnisse der Promiwelt diskutieren.