Der seit 1906 bestehende "Vlothoer Anzeiger" ist Geschichte. Am Samstag, den 28. Juni, ist die letzte Ausgabe des traditionsreichen Titels erschienen. Das hat der Verlag J.C.C. Bruns im hauseigenen Blog bekannt gegeben. Verleger Sven Thomas sagt, der "Vlothoer Anzeiger" habe nie eine wirtschaftliche Perspektive entwickeln können.
Tatsächlich steckt das Blatt schon seit Jahren in der Krise. 2012 krempelte der Verlag zum letzten Mal kräftig um: Die Erscheinungsweise wurde damals von täglich auf wöchentlich umgestellt. Zudem wurde aus der kostenpflichten Tageszeitung ein kostenloses Wochenblatt. Eine tägliche Berichterstattung wollte man online anbieten. "Letztlich hören wir nur auf, täglich Papier zu bedrucken. Unseren journalistischen Anspruch geben wir ebenso wenig auf wie den publizistischen Wettbewerb am Standort", erklärte Verlagsleiter Carsten Lohmann damals.
Gute Nachrichten gibt es immerhin für die Mitarbeiter: Sie müssen sich nicht nach neuen Jobs umsuchen, sondern bekommen neue Aufgaben innerhalb des Verlags. Zum Unternehmen gehört vor allem das "Mindener Tageblatt" mit einer verkauften Auflage von 32.626 Exemplaren (IVW 1/14).
In der letzten Ausgabe des "Vlothoer Anzeigers" informiert Verleger Sven Thomas die Leser auf der Titelseite über das Aus. Im Innenteil der Zeitung nehmen die Redakteure Abschied und blicken auf ihre jeweiligen Tätigkeiten zurück.
J.C.C. Bruns hat den "Vlothoer Anzeiger" erst 2004 vom "Westfälischen Anzeiger" übernommen. Der Verlag stellte die Erscheinungsweise damals von zweimal wöchentlich auf täglich um und erweiterte die Redaktion. Als man 2012 den "Vlothoer Anzeiger" zur Wochenzeitung umfunktionierte und online stärken wollte, lag die Auflage gerade mal bei noch 1.500 Exemplaren - zu wenig um sich dauerhaft am Markt zu halten. Zuletzt wurden etwa 15.000 Ausgaben der Wochenzeitung in Vlotho und Umgebung verteilt. Die erhöhte Reichweite konnte das nun beschlossene Aus aber nicht verhindern.