Vor etwa einer Woche sah es für die Krautreporter noch ziemlich schlecht aus: Damals, am 4. Juni, gab es nicht einmal 7.000 Unterstützer für ihre Crowdfunding-Aktion. Jetzt, eine Woche später und wenige Stunden vor dem offiziellen Ende, haben die Journalisten ihr Ziel erreicht: 900.000 Euro sind eingesammelt, 15.000 Abos verkauft. Innerhalb eines Monats haben die Krautreporter damit fast eine Million Euro an Vorschuss erhalten. Zuletzt ging man allerdings dazu über, auch Großspenden anzunehmen. Die Rudolf Augstein Stiftung etwa steuerte 50.000 Euro bei.
Schon allein der große Geldbetrag schraubt die Erwartungen vor allem in der Netzgemeinde in scheinbar unerreichbare Sphären. In den kommenden Wochen und Monaten müssen die Krautrepoter beweisen, dass sie diesen Ansprüchen gerecht werden können. In ihrem Blog haben die Journalisten schon einige Themen vorgestellt, die sie ihren Lesern in der nächsten Zeit unter anderem präsentieren werden.
An der Crowdfunding-Aktion gab es aber auch reichlich Kritik: So konnte man anfangs nur mit Kreditkarte zahlen, erst nach drei Wochen öffnete man sich für Paypal. Kritiker bemängelten zudem die fehlende Transparenz bezüglich der Themen, woraufhin die Krautreporter die oben verlinkte Themen-Vorschau veröffentlichten. Andere wiederum kritisierten die etwas lieblos gestalteten Werbevideos, in dem eine Phrase nach der anderen gedroschen wurde ("Ich gehe dahin, wo es weh tut", "Viele Leser fühlen sich nicht mehr gut informiert"). Kritik entzündete sich auch an der Zusammensetzung der Redaktion: Von den 25 Krautreportern sind nur sechs Frauen.
Geschäftsführer und Herausgeber Sebastian Esser gestand auch ein, viele Fehler gemacht zu haben, verwies aber auf die Tatsache, dass man im Nachgang viele Dellen ausgebügelt habe. Esser blieb bis zuletzt optimistisch, das ehrgeizige Ziel doch noch zu erreichen. Und in der Tat wurde die Werbekampagne in den vergangenen Tagen immer größer, der "journalist" brachte eine Titelgeschichte über die Krautreporter, etliche Promis (Sigmar Gabriel, Oliver Welke uvm.) unterstützten das Projekt und warben öffentlich um noch mehr Zuspruch.