Anfang Dezember platzte die Bombe: Damals wurde bekannt, dass Sky bei Sport1 einsteigen und auch die Produktionsfirma Plazamedia übernehmen will, deren größter Kunde man zuletzt ohnehin schon war. Mindestens ebenso überraschend kommt nun allerdings die Mitteilung von Constantin Medien: Wie das Unternehmen am Montag erklärte, hat man sich entschieden, die Verhandlungen mit Sky nicht weiterzuführen. Dabei hatte das Bundeskartellamt vor wenigen Wochen bereits grünes Licht gegeben. Die Transaktion stand nach Angaben von Constantin Medien unter anderem unter dem Vorbehalt, dass ein neuer mehrjähriger Produktionsrahmenvertrag zwischen Sport1 und Plazamedia abgeschlossen wird. Über dessen Ausgestaltung habe man jedoch keine Einigung erzielen können.
Nun tobt ein offener Streit zwischen Constantin Medien und Sky: Der Pay-TV-Sender erklärte am Montag, man halte die Kündigung für unwirksam und beabsichtige weiterhin, die Transaktion auf Grundlage der im Dezember vereinbarten Bedingungen zum Abschluss zu bringen. Noch im Dezember hatte Sky-Chef Brian Sullivan davon geschwärmt, die Vereinbarung stelle "den nächsten Schritt in der vollständigen Integration wichtiger kundennaher Tätigkeiten dar". Wie es nun weitergeht, ist angesichts des Statements von Sky unklar - womöglich beschäftigen sich im Hintergrund bereits die Juristen mit der Auseinandersetzung.
Sollte alles so kommen wie von Constantin Medien am Morgen angekündigt, dürfte die Entscheidung zu Lasten des Geschäftsergebnisses gehen. Die Fortführung der Aktivitäten von Plazamedia und ihrer Tochtergesellschaften unter dem Dach der Constantin Medien führe einerseits zur Erhöhung der Umsatzerlöse im Constantin Medien-Konzern und gleichzeitig zum Wegfall des sonstigen Ertrags aus der Entkonsolidierung der Plazamedia-Gesellschaften, heißt es. Daher geht der Vorstand nunmehr von einem Konzernumsatz zwischen 460 und 500 Millionen Euro aus. Bisher hatte man 420 bis 460 Millionen Euro prognostiziert. Insgesamt erwartet das Unternehmen nun jedoch anstelle eines Gewinnes zwischen 13 und 15 Millionen Euro einen kräftigen Verlust zwischen 13 und 15 Millionen Euro.
Als Konsequenz aus dem geplatzten Deal kündigte Constantin Medien an, ausgewählte Investoren ansprechen zu wollen, um eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Zudem soll mit einem Privatinvestor über das bereits bestehende Darlehen in Höhe von rund 17,5 Millionen Euro hinaus eine weitere Darlehensvereinbarung über insgesamt 14 Millionen Schweizer Franken und 4,5 Millionen Euro abgeschlossen werden. Die neuen Darlehen werden eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2016 haben.
Das Sport-Segment des Medienkonzerns steckt seit mehreren Jahren in einem schwierigen Marktsegment fest und Umstrukturierungen brachten bislang nicht den erhofften Durchbruch. Eine weitgehende Übernahme beziehungsweise Beteiligung durch Sky hätte also in erster Linie wirtschaftliche Sicherheit bringen sollen. Zugleich hätte der Einstieg bei Sport1 aber auch für Sky eine Reihe von strategischen Vorteilen mit sich bringen können - etwa, um das eigene Programm noch besser bewerben zu können. Doch nicht zuletzt die Beteiligung an Plazamedia war für Sky von taktischer Überlegung, schließlich ist auch Sport1 großer Kunde bei Plazamedia. Bei einem Verkauf hätte man sich also die Aufträge von Sport1 an Plazamedia sichern können.
Erst in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Rupert Murdoch die Sky-Geschäfte in Deutschland, Großbritannien, und Italien unter dem britischen Dach zusammenführen will. Derzeit gibt es im Unternehmen Pläne, Sky Deutschland und Sky Italien von der Mutter 21st Century Fox zu übernehmen. BSkyB ließ in diesem Zusammenhang bereits verkünden, dass man glaube, diese Kombination habe das Potential, eine erstklassige, multinationale Pay-TV-Gruppe zu schmieden. Allerdings befänden sich die Pläne noch in einem Anfangsstadium.
Der Artikel wurde um 11 Uhr um die Aussagen von Sky erweitert.