Georg Mascolo, im Frühjahr geschasster Chefredakteur des "Spiegel", wird nun doch nicht in Diensten des Axel-Springer-Verlags stehen. "Wir haben mit Georg Mascolo Gespräche über ein Projekt geführt, sind uns inzwischen aber einig, dass wir das Projekt nicht gemeinsam realisieren werden", sagte Mathias Döpfner nun in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Ende letzten Jahres war bekannt geworden, dass Mascolo für Springer an einem "digitalen politischen Format" arbeitete.

Ein anderer einstiger "Spiegel"-Chefredakteur ist nun hingegen bei Springer an Bord: Stefan Aust kam durch die Übernahme von N24 an den Posten des "Welt"-Herausgebers. Aus Sicht Döpfners passt Aust gut zu seinem Verlag: "Ich bin überzeugt, Springer war nie so rechts, wie viele geglaubt haben, und Aust war nie so links, wie viele dachten. (...) Ich habe nicht das Gefühl, dass Springer sich für Stefan Aust oder er sich für uns verbiegen muss."

Den Grund für den Kauf von N24 beschreibt Döpfner so: "Wir haben 2005, als wir den Kaufvertrag für ProSiebenSat.1 unterzeichnet hatten, gesagt: Ein multimediales Unternehmen der Zukunft braucht für seine Online-Angebote Zugang zu Texten und Bewegtbildern." Da der Deal durchs Kartellamt untersagt worden war, habe man in der Folge selbst Inhalte mit Bewegtbildern produziert. "Das ist uns über acht Jahre hinweg ordentlich gelungen, aber nicht schnell und umfassend genug." So habe man gar nicht genug Videoangebote produzieren können, um die Nachfrage der Werbekunden nach Werbeplätzen zu befriedigen. "Wir haben auf Umsatz verzichtet, weil wir den Rohstoff nicht hatten", so Döpfner. Das soll sich mit N24 als Lieferant nun ändern. Dass im Programm von N24 bald "Bild-TV" und "Welt-TV" auftauchen, ist aber nicht zu erwarten. "Das würde mir ein bisschen platt erscheinen", so Döpfner. Sendeformate in Kooperation könne es aber natürlich geben.

Den Verkauf zahlreicher Print-Titel an die Funke-Gruppe - darunter mit "Hörzu" und "Hamburger Abendblatt" echte Traditionstitel - verteidigt Döpfner: "Unsere entscheidende Überlegung ist: Wenn wir diesen Verlag in der digitalen Welt entwickeln wollen, ist es erfolgversprechender, das nicht auf allen Feldern zu versuchen. Wir wollen Marktführer sein udn Medien mit Alleinstellungsmerkmal verlegen." Im Bereich der Regionalzeitungen und Programmies habe man aus kartellrechtlichen Gründen aber nicht weiter zukaufen können. Die Mittel wolle man nun in "Bild" und "Welt" investieren. Er räumt aber ein, dass die Entscheidung nicht leicht gewesen sei: "Wir haben nicht nur gezögert, wir haben uns damit extrem gequält." Einen Abgesang auf Print will er ohnehin nicht anstimmen: "Ich glaube, dass die Totenglocke, die man der Zeitung permanent läutet, zu Unrecht erklingt. Zeitungen und Zeitschriften wird es noch über Jahrzehnte geben, und sie werden noch sehr lange gute Renditen erzielen."