Als einzige aus der Rieger der ARD-Talker hat Sandra Maischberger im vergangenen Jahr den Marktanteil ihrer Sendung nicht ausbauen können. In die Verzweiflung treibt sie das jedoch nicht. "Ich bin weit davon entfernt, mich darüber zu ärgern, nicht zu sehr jedenfalls", sagte sie in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Die Stelle hinter dem Komma ist mir ziemlich egal." In einem Massenprogramm brauche sie eine kritische Masse, die ihre Arbeit legitimiere. "Mich interessiert die Quote über das Jahr hinweg, nicht für einzelne Sendungen. Ich wehre mich aber dagegen, dass es das einzige Kriterium ist."

Die Gefahr, dass ihre Talkshow in Zeiten der Großen Koalition langweiliger weden könnte, sieht Maischberger nicht. "Bei uns muss nicht ein Politiker einem anderen widersprechen. Aus den reinen Generalsekretärsrunden haben wir uns schon früh ausgeblendet, das ist zu formelhaft geworden. Wir kümmern uns um Politik in ihrer Auswirkung auf das reale Leben, und da gibt es noch genug Opposition. Die Gefahr, die ich eher sehe, ist, dass die anderen Talkformate häufiger in unsere Themenfelder mit hineinkommen." Neue Themen will sich Maischberger jedenfalls nicht suchen. "Wir wollen aber stärker ausbauen, was uns unterscheidet."

So sollen die Reportagen, die man schon jetzt einspiele, ausgebaut werden. Auch Zweiergesprächen will die Redaktion künftig mehr Raum bieten. Darüber hinaus könne im Studio mehr passieren. "In der Sendung heute, wenn wir über Kriminalität reden, wird ein Auto geknackt. Die Aktionsfläche muss mehr in die Mitte." Nach zehn Jahren könne man sich jedenfalls schon mal neu erfinden, meint die Talkerin. "Nicht radikal, getreu der alten Fernsehregel: Verändere bei erfolgreichen Sendungen nie mehr als 20 Prozent auf einmal", so Maischberger in der "SZ".

An der Diskussion über die Zahl der ARD-Talks will sich die Moderatorin indes nicht beteiligen, findet dabei aber trotzdem kritische Worte. Sie verstehe nicht, "warum die ARD ohne Not das so kritisch thematisiert hat", erklärte Maischberger. Schließlich seien Talkshows für die später Zeit ein sehr gutes Programm. "Sie kosten nicht so viel wie ein Spielfilm oder Dokumentarfilm, den doch keiner versenden will so kurz vor Mitternacht. Man findet jederzeit leicht rein und wieder raus. Und es gibt dort das, was Menschen am meisten interessiert: andere Menschen und ihre Meinungen."

Dass so häufig ältere Gäste in ihrer Sendung sitzen, ist ihrem eigenen Interesse geschuldet. "Für mich ist es ein Privileg, weil ich den Geschichtsunterricht nachhole, der mich damals nicht interessiert hat. Ich finde es grandios, dass ich an die Quelle gehen kann, solange diese Generation noch lebt." Maischbergers guter Kontakt zu Helmut Schmidt ist nach dem 11. September zustande gekommen. Ohnehin sei 9/11 "die Geburtsstunde der Elder Statesmen im deutschen Fernsehen" gewesen. Maischberger über Schmidt: "Wir dachten, da muss jetzt einer her, der aus der Geschichte heraus einen historischen Blick auf die Dinge hat. Das war die Geburtsstunde seiner öffentlichen Popularität als Kanzler a.D., in den Neunzigerjahren war er für die breite Masse fast nicht wahrnehmbar, da publizierte er vor allem Bücher."