„Wir sind sehr überzeugt, dass die neue TV-Strategie uns ungeahnte Möglichkeiten eröffnet und wir freuen uns, dass wir mit Super RTL den Marktführer im deutschen Markt als ersten Partner dafür gewinnen konnten“, schwärmte Jeffrey Katzenberg, Gründer der Hollywood-Studios Dreamworks und Dreamworks Animation im vergangenen Mai. Damals wurde bekannt, dass der deutsche Fernsehsender der weltweit erste TV-Partner für eine neue Produktionsstrategie des Hollywood-Studios ist, die erfolgreiche Kino-Marken mit dazugehörigen TV-Serien verlängern will, um damit wiederum die Kino-Fortsetzung anzuschieben.
Dreamworks-Vater Jeffrey Katzenberg und Super RTL-Geschäftsführer Claude Schmit könnten persönlich kaum unterschiedlicher sein - und doch scheinen sich da zwei gefunden zu haben, die gut miteinander können. Vielleicht auch, weil es eben nicht um persönliche Sympathien sondern den ausgeprägten Geschäftssinn beider Führungskräfte geht. Und die standen 2013 beide unter Druck: Dreamworks Animation benötigt dringend stärkere Unabhängigkeit von den Einspielergebnissen einzelner Animationsfilme und Super RTL eine Antwort auf den Start des Disney Channel.
Als Katzenberg im Oktober im Rahmen der TV-Messe MIPCOM in Cannes auch wegen dieser neuen TV-Strategie als Personality of the Year ausgezeichnet wurde, saß Schmit beim gesetzten Gala-Dinner im Hotel Carlton am Tisch des Dreamworks-Gründer - gleich neben ihm. Nun werden entgegen so manchem kolportiertem Handschlag-Deal an einem solchen Abend keine Geschäfte gemacht. Da sind auf beiden Seiten weitaus mehr Menschen involviert. Aber schon damals stand im Raum, was Super RTL sicher nicht ganz zufällig erst in der Woche des Disney Channel-Starts kommuniziert.
Dreamworks Animation und Super RTL haben eine strategische Partnerschaft vereinbart, die weit über die schon vereinbarte Programmzulieferung hinaus geht, die für Super RTL immerhin schon den größten Programmeinkauf der Sendergeschichte darstellte. Super RTL tritt künftig in Deutschland als Lizenzagentur für Dreamworks Animation auf. Der Sender hat in diesem Geschäft schon einige Jahre Erfahrungen gesammelt - und kümmert sich künftig auch um Dreamworks-Marken wie „Shrek“, „Drachenzähmen leicht gemacht“ und kommende Film- und Serien sowie deren Figuren.
„Mit Dreamworks Animation haben wir einen hochkarätigen Partner gewonnen, der über Themen mit immensem Potenzial verfügt“, sagt Claude Schmit zu der strategischen Partnerschaft. „Wir freuen uns, die Kooperation mit Dreamworks strategisch in den Lizenzbereich zu erweitern.“ Und er ergänzt eine fromme Hoffnung: „Diese Partnerschaft wird auch für unsere Geschäftspartner im Lizenzbereich neue Chancen kreieren und die Wahrnehmung von Super RTL Themen bei den Kindern signifikant steigern.“ Den Dreamworks-Themen sei so eine dauerhafte Sichtbarkeit garantiert.
Pikant wird diese Meldung mit dem Hintergrundwissen, dass man bei Super RTL seit vielen Jahren ausgerechnet darüber geklagt hat, die vom Gesellschafter Disney zugelieferten Programme - zu deren Ausstrahlung man verpflichtet war - nicht auch selbst vermarkten zu können. Das Merchandising-Geschäft wurde stets von Disney selbst gesteuert. So gab es mehr als nur einmal Reibungen zwischen der deutschen Walt Disney Company in München und der zu auch heute noch zu 50 Prozent in Disney-Besitz befindlichen TV-Tochter Super RTL in Köln.
Auch bei Disney hört man heute mehr oder weniger heute, dass dies einer der Gründe für den eigenen frei empfangbaren Disney Channel ist, der am kommenden Freitag startet. Immerhin gibt es neben dem neuen Sender mit DisneyMedia+ gleich auch eine eigene, neue Vermarktungseinheit. Mit der Performance der Beteiligung Super RTL war man immerhin stets zufrieden. Gehakt habe es jedoch an der Präsenz der Disney-Marken und somit der Werbewirkung für das Merchandising-Geschäft von dem sich Disney in Deutschland noch viel mehr verspricht als man bisher erlösen konnte.