Dass der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla als neues Vorstandsmitglied zur Deutschen Bahn im Gespräch ist, war in dieser Woche mit reichlich Kritik verbunden - nicht zuletzt, weil mit der Personalie auch ein gutes Stück Realsatire verbunden ist. Das nutzte auch Stefan Sichermann mit seiner Seite "Der Postillon", der die Meldung kurzerhand auch veröffentlichte, allerdings einen Tag zurück datierte. Somit schien es, als wären alle übrigen Medien auf die Satire-Seite hereingefallen. Dennoch schenkten viele Leser der Satire-Seite größeren Glauben und verspotteten die großen medien auf den sozialen Plattformen.
Im "Spiegel" äußerte sich Sichermann nun und kritisert dabei die Medien. "Ich finde es bezeichnend, wenn die sogenannten seriösen Medien für weniger glaubwürdig gehalten werden als der 'Postillon'. Vielleicht ist der 'Postillon' im Lügen einfach besser als diese im Verbreiten von Wahrheiten", so Sichermann gegenüber dem Nachrichtenmagazin. "Viele Zeitungen und Online-Seiten schreiben ungeprüft von einander ab. Selbst Vorabmeldungen, die von 'Bild' rausgehauen werden, werden von den Nachrichtenagenturen einfach so weiterverbreitet", kritisert Sichermann die Medien. "Und schauen Sie sich diesen unglaublichen Auflauf von Journalisten vor dem Krankenhaus an, in dem Michael Schumacher behandelt wird. Einer hat sich angeblich sogar als Priester verkleidet in die Klinik eingeschlichen. Glauben Sie, das alles trägt zum guten Ruf der Medien bei?"
Als satirischen Coup will Sichermann seinen Schachzug vom Donnerstag übrigens nicht verstanden will. "Nein, ein Coup wäre diese ganze Geschichte nur, wenn Pofalla den Job nun doch nicht antreten würde, weil es der Kanzlerin zu peinlich wäre", so Sichermann gegenüber dem "Spiegel". Auch Klicks habe der "Postillon" "gar nicht so sehr" dazugewonnen. "Diese Pofalla-Nummer ist ja im Wesentlichen ein Medienphänomen. Am Donnerstag, als der Hype losging, waren es 214.000 Besucher. Das ist zwar ganz ordentlich, aber der Durchschnittswert liegt bei 80.000." Im Dezember habe ein Artikel zum Orkan "Xaver" indes eine halbe Million Klicks erzielt.