Der Dezember erweist sich mal wieder als ein Monat mit durchaus spektakulären Meldungen kurz vor dem Fest und Jahresausklang. Diesmal ist es eine Aufsehen erregende Personalie aus dem Bereich der Fernsehproduktion und -distribution, die über die Grenzen des deutschen Fernsehmarktes hinaus wirkt. FremantleMedia International holt Jens Richter als neuen CEO an Bord, der von München nach London umziehen wird. Doch der Umzugswagen hat noch etwas Zeit: Richters Vertrag bei Konkurrent Red Arrow Entertainment Group läuft noch bis Ende 2014. Erst danach wechselt er dann zu FremantleMedia, wie eine Red Arrow-Sprecherin auf Anfrage betont. "Jens ist eine herausragende Führungspersönlichkeit mit umfassenden Kenntnissen und Erfahrungen im internationalen Distributionsgeschäft und wir sind wirklich sehr erfreut, ihn im Team begrüßen zu können", lässt FremantleMedia International in einer Stellungnahme wissen.



Für die ProSiebenSat.1 Media AG hatte Richter, der zuvor bei Beta Film tätig war, seit 2004 den Auf- und Ausbau des internationalen Produktions- und Distributionsgeschäft verantwortet, das gerade in den vergangenen zwei Jahren begleitet auch durch die Umbenennung in Red Arrow, enorm gewachsen ist. Der deutsche Medienkonzern aus Unterföhring gehört mit Red Arrow inzwischen zu den großen Playern im internationalen Format- und Distributionsgeschäft und holte damit auf, was die RTL Group schon länger mit ihrer Produktionstochter FremantleMedia betrieb. Dort folgt Jens Richter Anfang 2015 auf den bereits in diesem Sommer ausgeschiedenen David Ellender. Bis dahin arbeitet FremantleMedia mit einer internen Interimslösung: Die regionalen Executive Vice Presidents von FremantleMedia International - Jamie Lynn, Lisa Honig and Paul Ridley- teilen sich die Verantwortung.

Zu Richters größten Erfolgen mit Red Arrow gehört die von der US-Tochter Kinetic entwickelte Kochshow "The Taste", die derzeit rund um den Globus geht, sowie eine erfolgreich etablierte Strategie zur frühzeitigen Beteiligung und Ko-Finanzierung von internationalen TV-Serien. Red Arrow hatte mit "Lillyhammer" die erste Drama-Serie für Netflix produziert, arbeitet derzeit an der ersten von Sky Deutschland ko-finanzierten Serie und hat mit "Bosch" den ersten Pilot-Auftrag für eine Drama-Serie von Amazon ergattert. Diese Erfolge sind offenbar auch FremantleMedia-Chefin Cecile Frot-Coutaz aufgefallen. Bei der Fernsehmesse MIPCOM im Oktober betonte sie noch die wachsende Bedeutung von fiktionaler TV-Unterhaltung, was für die traditionell im Formatgeschäft stärkere RTL-Tochter FremantleMedia einen nicht unerheblichen Umbau bedeutet.

"Es ist ja kein Geheimnis, dass die Cable Channels in den USA längst nicht mehr nur mit Reruns arbeiten, sondern auf eigenes Programm setzen, dementsprechend hoch ist die Nachfrage nach Programmen. Auch die Amerikaner suchen inzwischen international, selbst kleinere Sender wie Starz, Ion oder History. Parallel dazu hat sich auch der Online-Bereich mit etablierten Marken wie Netflix weiter entwickelt. All diese Player wollen eigene Inhalte zu attraktiven Konditionen und so öffnet sich der US-Markt immer stärker für internationale Koproduktionen und Akquisitionen", sagte Jens Richter in einem Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de im vergangenen Jahr. Diesen Markt für FremantleMedia zu erschließen, wird seine Aufgabe werden.

Bei Red Arrow hinterlässt Richter ein etabliertes Netzwerk an zugekauften Produktionfirmen in diversen Ländern. Mit Jan Frouman, Michael Schmidt und Nina Hirsch ist die Red Arrow Entertainment Group an der Spitze auch ohne Richter personell stark aufgestellt. Die erst am Dienstag bekannt gewordene Zusammenarbeit von Red Arrow mit dem US-RealityTV-Produzenten Mark Burnett für den britischen Fernsehmarkt wurde etwa maßgeblich von Jan Frouman und Michael Schmidt umgesetzt. Nicht nur die recht lange Restlaufzeit von Richters Vertrag dürfte deshalb trotz des Personalcoups der Konkurrenz für Kontinuität bei Red Arrow stehen.

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