Angriff ist die beste Verteidigung - ein Sprichwort, wie gemacht für das neueste Angebot des PayTV-Anbieters Sky Deutschland. Am Dienstagabend liefen schon erste Teaser-Trailer für ein neues Video on Demand-Angebot im Umfeld der Champions League und bevor es am Donnerstagvormitatg offiziell vorgestellt werden soll, erzählt der Sky-Vorstandsvorsitzende Brian Sullivan in der am Mittwochabend erscheinenen Donnerstagsausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ bereits weitere Details zu Snap. Dabei wird deutlich: Snap ist weniger Überzeugungstat als nötige Antwort auf neue Wettbewerber, die Sky in einen aggressiven Preiskampf verwickeln - und das ausgerechnet jetzt, wo der PayTV-Anbieter gerade ein Geschäftsmodell für das lange defizitäre PayTV gefunden hat.
Für 9,90 Euro im Monat gibt es via Snap Filme und Serienfolgen auf Abruf. Zum Start an diesem Donnerstag sollen es 4.000 sein, später einmal 10.000. Sport spielt keine Rolle. „Es ist Zeit für Unterhaltung auf Abruf in neuer Dimension“, behauptet Sky in der Eigenwerbung des Angebots. Doch die Grenzen für Snap sind klar gesteckt: Allerneueste Filme und Serienfolgen soll es dort nicht geben. „Auf gar keinen Fall werden wir ein Geschäftsmodell zerstören, das wir jetzt sechs Jahre lang repariert haben und das 20 Jahre lang nicht funktioniert hat“, erklärt Sullivan gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.
Von Kultserien wie „True Blood“ oder „Boardwalk Empire“ gebe es nur die ältere Staffeln, die neuesten Folgen bleiben laut "SZ"-Angaben den Snap-Kunden vorenthalten. Abonnenten der linearen Sky-TV-Pakete und dem darauf aufgesetzten VoD-Angebot Sky Go sollen schließlich weiterhin „etwas Besseres sehen“, um mal den Sky-Claim zu zitieren. Dafür liefert Snap ältere Kultserien in Gänze. Auch für Sky-Abonnenten könnte das neue Angebot so eine Erweiterung darstellen, hofft man. Deswegen zahlen Abonnenten des linearen Sky-TV-Angebots auch nur 4,90 Euro im Monat, wenn sie sich für Snap interessieren.
Der reguläre Preis von 9,90 Euro liegt jedoch über dem, was die Wettbewerber Watchever, Lovefilm und Maxdome verlangen. Sullivan baut auf die Strahlkraft von exklusiven Inhalten, die andere VoD-Portale so nicht bieten könnten: HBO-Serien und ein Kinderangebot von Disney. Laut „Süddeutscher Zeitung“ hätte der Sky-Chef Snap gerne zu einem höheren Preis angeboten. Aber zehn Euro seien eine psychologische Grenze. Hier klingt deutlich durch, was DWDL.de bereits vor einigen Wochen unter der Überschrift „Preis-Dilemma: Sky sitzt in der Netflix-Falle“ formulierte.
Sullivan bestätigt dies jetzt erstaunlich offen und attackiert gleichzeitig die Preisbrecher von Netflix und Co. Bei Sky glaube man, sagt Sullivan der „Süddeutschen Zeitung“, „dass die momentanen Geschäftsmodelle für Videoportale auf der ganzen Welt nicht nachhaltig sind.“ Netflix müsse auch noch beweisen, dass sie nachhaltig profitabel arbeiten könnten. Vor diesem Hintergrund ist das VoD-Angebot Snap wohl eher als Abwehr denn als Angriff zu verstehen - als Absicherung in einem Marktsegment mit günstigen Preisen, die man bei Sky mit Schrecken betrachtet.
Damit bleibt jetzt noch abzuwarten, welche Inhalte Snap konkret bietet, um ein erstes Urteil über das neue VoD-Angebot zu fällen. Aus dem Artikel in der "Süddeutschen Zeitung" geht dazu nicht viel hervor. Antworten darauf wird der Launch am Donnerstagvormittag liefern. Die kommenden Wochen und Monate werden dann zeigen, ob Sky hier ein schwieriger Spagat gelingt: Ein VoD-Angebot zu etablieren, das attraktiv genug ist, um im Niedrigpreis-Segment konkurrenzfähig zu sein, ohne das endlich funktionierende PayTV-Geschäft zu beschädigen.
Update: Seit Donnerstagvormittag ist das Angebot unter www.skysnap.de verfügbar und bietet ein auf den ersten Blick breites Programmangebot von Filmen und Serien sowie einzelne thematische Specials. Eine offizielle Pressemitteilung von Sky steht Stand Donnerstagmittag noch aus.